RE: Auf dem Dach
Kaum hatte Cassia den jungen Bran zurück auf das Dach gezogen, wich sie auch schon vor ihm zurück. Gar ruckartig zog die furische Sklavin ihre Hände zurück und verschränkte ihre Finger miteinander. Wohl war es ihr peinlich, dass sie so besorgt um den claudischen Sklaven war. Wieso war sie dies denn überhaupt? Weil sie sich um alles und jeden sorgte, dies hatte Nicander schon einmal zu ihr gesagt. Nun, nicht unbedingt um alles und jeden. Nur um die Personen die sie gerne hatte. Die sie mochte. So wie Nicander, Norbana Orestilla, die kleine Furia Saturnina und natürlich …. B r a n. Kurzer Blickkontakt, dann sah Cassia auch schon wieder weg und knabberte nervös auf ihrer Unterlippe herum. Zumindest bis zu dem Moment, als Brans Stimme erklang und sich die furische Sklavin dann wieder auf ihn konzentrieren musste. Nein, musste war so ein böses Wort. Sie wollte sich auf ihn konzentrieren. Sie wollte ihn anblicken und das er sie genauso anblickte wie sie ihn. Mit diesem sanften leuchten in seinen Augen. Denn dies hatte Cassia schon einmal an ihm erblicken dürfen und es hatte ihr gefallen. Vielleicht, sollte sie es Bran sagen, dass ihr das leuchten in seinen Augen gefallen hatte? V i e l l e i c h t. Aber nicht jetzt. Denn Bran hatte sich auch schon aufgerichtet und deutete über das Dach hinweg, so dass Cassia mit ihren Augen seiner Hand folgte und tatsächlich den Claudiustempel erblicken konnte. Nun ja, dies war jetzt nicht ganz so schwer. Dagegen das Rathaus und die Verwaltung zu entdecken dann schon etwas. Denn diese beiden Gebäude hatte Cassia bisher noch nie zu Gesicht bekommen. War sie doch die meiste Zeit an der Seite der kleinen Furia Saturnina oder durfte mit Batrachis auf den Mercatus gehen.
“Woher weißt du wie diese Gebäude alle aussehen? Ich kenne nur den Mercatus und sonst nichts.“
Gab Cassia mit leiser Stimme zu und ließ sich dann neben Bran auf die Dachziegel plumpsen. Ihre Knie zog sie dabei an ihren Körper und umschlang diese mit ihren Armen. Fehlte nur noch das sie ihren Kopf gegen ihre Knie drückte. Doch sie wollte Bran ja anblicken, also unterließ sie dies. Zumindest war dies der Plan der furischen Sklavin. Doch da legte Bran seinen Arm um ihre Schultern und Cassia lächelte leicht, als sie ihren Kopf vorsichtig gegen seine Schulter schmiegte.
“Aber wieso darf ich denn nicht sagen, was ich bin? Dominus Furius Saturninus weiß dass ich eine Gauklerin bin. Und Furia Saturnina wollte eine Gauklerin als Sklavin haben. Das ist doch nichts Schlimmes. Oder doch?“
Offensichtlich schon. Zumindest in Brans Augen. Denn der Sklave entblößte im nächsten Moment seinen Rücken und Cassia schnappte erschrocken nach Luft, als sie die Narben auf seinem Rücken erblicken konnte. Mit großen Augen starrte Cassia den Rücken des Jungen an und war außer Stande Worte zu formulieren. Denn diese galoppierten wie wild durch ihren Kopf.
“Wieso müssen Römer immer so grausam sein?“
Schluchzte Cassia auf einmal und streichelte Bran vorsichtig über seinen Rücken, dabei versuchte sie den Narben so gut es ihr möglich war auszuweichen.
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