RE: Einfach nur weg
“Ja, nein… ich“ Natürlich wusste ich, dass sie mich einfach hätte abstechen können, wenn sie böse Absichten hatte. Das hatte ich ihr auch gar nicht unterstellen wollen. Was ich sagen wollte, war eigentlich…. Gut, ich hatte keine Ahnung, was ich hatte sagen wollen. Ich schüttelte leicht den Kopf, was aber ein Fehler war, weil er jetzt weh tat und ich ein leichtes Aufstöhnen nicht unterdrücken konnte. Sehr männlich, verdammt.
“Ich wollte nur nicht, dass du Angst vor mir hast“ schloss ich also etwas lahm, auch wenn es eigentlich cleverer von ihr wäre, wenn sie Angst vor mir hätte. Ich war ein Monster. Niemand sollte mir trauen.
Und natürlich hatte sie recht, dass ich hier nicht bleiben konnte. Nur wo war überhaupt dieses hier. Ich schaute mich um, erkannte jetzt aber mit meinem dröhnenden Kopf spontan keine auffälligen Wegpunkte. “Ich hatte ein Pferd...“, murmelte ich und versuchte, mich ohne ihre Hilfe erstmal hochzurappeln, auch wenn sie sie anbot. Nicht, dass ich ihr nicht glaubte, dass sie stark war, nur… ich hatte gerade schon etliche Punkte auf der Männlichkeits-Skala eingebüßt und musste wieder ein bisschen gut machen. Wobei ich noch einen Punkt verlor, weil ich beim ersten Versuch wieder auf dem Hintern landete, bevor ich überhaupt oben gewesen war. Na gut, ich kassierte nochmal fünf Minuspunkte und die ewige Häme der Männerwelt und hielt ihr meine Hand entgegen, damit sie mir half, mich hochzuziehen. Auf beiden Beinen war ich erstmal ein wenig wackelig und mein Kopf dröhnte noch immer, aber ich fiel nicht sofort um. Das gab wenigstens einen Punkt wieder zurück. Einen halben.
“Tut mir leid, ich bin ein wenig durcheinander. Ich hab wohl einen ziemlichen Schlag auf den Kopf gekriegt“, meinte ich entschuldigend und versuchte, mich so wenig aufdringlich wie irgendwie möglich an ihr zu stützen. Also landete einfach nur meine linke Hand auf ihrer rechten Schulter und ich hoffte, dass das als Stütze reichen würde. Würde ich mich halb über sie hängen müssen wie ein Verwundeter, der von seinen Knappen vom Schlachtfeld getragen wurde, würde ich lieber nochmal ohnmächtig.
“Ich bin übrigens Louarn“, stellte ich mich ihr vor, aber ich fürchtete, der Versuch eines Lächelns war gerade nicht halb so charmant, wie er sonst gewesen wäre, und käme vermutlich gerade auch nicht gut an. Ich ließ es also schnell bleiben, damit sie nicht dachte, ich wollte sie nur anbaggern.
“Und ihr seid eine Reisegruppe? Wohin reist ihr denn?“ Vielleicht fand ich dann auch raus, wo ich jetzt war und in welche Richtung ich gerannt war. Und ob es sich lohnte, vielleicht nach meinem Pferd zu pfeifen oder einfach hoffen zu müssen, dass die Stute cleverer war als die Wölfe und rechtzeitig den Heimweg zu Alans Stall alleine antreten würde.
Falke
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