RE: Eine der kleinen, regelmäßigen Feiern im Statthalterpalast
Lucius Petilius Rufus ging voran und knetete hinter seinem Rücken seinen Ball.
Dass die junge Dame ganz allein hier war, war mehr als ungewöhnlich, denn üblicherweise wurden nur Herren eingeladen und die Frauen waren eher nettes Beiwerk, das der jeweilige Herr stolz präsentierte. Das hieß also, dass die junge Frau eigene Bestrebungen angestellt haben musste, um herzukommen. Und das hieß, dass sie vermutlich etwas wollte. Rufus machte sich also auf Wünsch gefasst.
“Zumindest die Consulare, die es in die Provinz verschlagen hat, sollte man als Legat kennen“, meine er charmant zwinkernd, als Sabina sein Erinnerungsvermögen lobte.
Dass ihr Mann sie mit einer offensichtlichen Schwangerschaft hatte gehen lassen, war hingegen wohl ein kleiner Skandal, der kein gutes Licht auf den Iulier warf. Allerdings hielt Rufus auch nicht allzu hohe Stücke auf ihn, nachdem sich die Legion bei seinem Besuch in Iscalis nicht von ihrer besten Seite gezeigt hatte. Vielleicht ging es der jungen Frau auch genau darum.
“Wenn du möchtest, kann ich deinem Onkel eine Liste mit vielversprechenden jungen Männern zukommen lassen, die sicher in den nächsten Jahren Karriere machen werden“, ahnte er also den Grund ihres Besuches und kam einer entsprechenden Bitte zuvor.
Der Weg führte durch den Oecus und die sehr große Säulenhalle hinaus in den Garten, der jetzt im Dunkeln natürlich nicht halb so imposant war, wie er einmal sein würde, wären alle Baumaßnahmen abgeschlossen. Und es war frisch hier draußen, was Rufus erst merkte, als er schon hinausgetreten war, und die junge Dame trug keine Stola. Er steuerte also das nächste der aufgestellten Feuerbecken an, damit sie nicht zu sehr frieren musste.
“Ich fürchte, im dunklen und im November sind sie weniger beeindruckend als im Sommer. Die Kolonnade der Bäume hier ist erst dieses Jahr gepflanzt worden und trotzt hoffentlich dem britischen Winter, der ja mehr nass als kalt sein soll. Meine Frau will sie noch von Marmorstatuen begleiten lassen, wenn sie einen geeigneten Marmorsteinmetz findet, der ihren Ansprüchen genügt“, begann er also ein wenig über die Dinge zu plaudern, die man im Schein der Fackeln und Feuerbecken erkennen konnte.
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