RE: Eine der kleinen, regelmäßigen Feiern im Statthalterpalast
Wenn Titus so war wie die Kaiser vor ihm, würde Petilius Rufus keinen Triumph bekommen, selbst wenn er ihn tausendfach verdiente. Die Caesaren pflegten große Triumphzüge nur noch innerhalb des engsten Familienkreises zu gestatten - obwohl sie das streng genommen nicht einmal zu entscheiden hatten sondern SPQR.
" Ich vertraue darauf, dass die britannischen Kelten einst gute Bürger Roms sein werden. Sie haben großes Glück von jemandem wie Dir erobert zu werden und nicht von jemandem, der bis zu den Knien in Blut waten will", erwiderte ich:
" Ich werde zur Nymphe Egeria beten für deinen militärischen Erfolg, edler Petilius Rufus. Mein Vater Claudius Sabinus tat das vor jeder Schlacht in der Nacht davor"
Ich nickte zufrieden, als Rufus mich richtig einordnete.
"Dein Gedächtnis beeindruckt mich, edler Petilius Rufus. Nichte des Consulars Menecrates ist richtig, nur die Ehefrau muss ich aktualisieren. Tribun Iulius Cato und ich sind seit kurzem geschieden. Ich hoffe selbstverständlich, dass sie beide wohlauf sind, auch wenn ich sie länger nicht gesehen habe..." selbst wenn Cato mich gekränkt hatte, hatten wir uns als zivilisierte Menschen getrennt:
"...doch keiner von ihnen ist in Londinium. Nur ich", ich hob wieder den Kopf und studierte die Züge des Mannes vor mir. Mein Herz klopfte so laut in meiner Brust, dass ich meinte, Rufus müsste es vernehmen.
Petilius Rufus zögerte wohl nicht, eine Festung zu erstürmen. Dennoch überraschte mich der plötzliche Vorschlag, die Gartenanlagen zu besichtigen, ein wenig. Doch nur ein wenig, denn das ganze Gespräch erschien mir wie eines der Gespräche, die man im Traum führte: Hochinteressant, etwas verwegen und losgelöst von Bedenkenträgerei. Ich war nicht im Gefolge eines Gatten oder Vaters mitgekommen. Ich, Sabina, stand für mich alleine.
"Ich mag deine Gärten sehr gerne besichtigen", stimmte ich zu.
Das war nicht gelogen: Ich liebte Gartenanlagen und Parks tatsächlich: Im Sommer nämlich bei Tageslicht oder in der Dämmerung, oder in den Sommernächten, wenn Fackeln sie beleuchteten oder überhaupt in Alexandria. Dies hier war jedoch Londinium, und ich trug ein sehr offenherziges Kleid. Und ich war kälteempfindlich. Anaxarete hätte mich gewarnt, dass ich mir eine Lungenentzündung holen könnte, und dass ich doch wenigstens eine Sklavin nach meiner Stola schicken sollte. Aber der Mann vor mir erwärmte mein Herz ja schon, wenn auch nicht meine bloßen Arme - zumindest nicht in diesem Moment.
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