RE: Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
Ich hielt den Atem an, als er sprach, und versuchte, den Fluss seiner Worte zu erfassen. Es war schwer, nicht von seiner Ruhe beeindruckt zu sein und ebenso schwer, nicht von seiner Offenheit überrumpelt zu werden. Während er von Liebe, Lust und Bewunderung sprach, fragte ich mich plötzlich, ob Leander jemals verliebt gewesen war. Seine Worte klangen, als spräche er aus Erfahrung. Aus einer Weisheit, die ich mir nicht einmal vorzustellen wagte.
Er wünschte sich wirklich für uns, dass wir eines Tages eben jene Stufe erreichen würden, in der wir wahre Liebe füreinander empfinden würden. Der Gedanke gefiel mir, so dass sich ein verträumtes Lächeln auf meinem Gesicht abzeichnete. Doch im nächsten Moment begann er über diese Träume im körperlichen Bereich zu sprechen. Was sollte das heißen? Ich dachte wieder an die Geschichten, die ich kannte, an die sanften Berührungen und die langen Blicke zwischen Liebenden. Sollte ich solche Träume haben? Tat ich das nicht?
Aber je mehr er sprach, desto klarer wurde mir, dass er etwas anderes meinte: bestimmte Praktiken, über die ich in der Öffentlichkeit sicher kein Wort verloren hätte, wenn ich denn welche gekannt hätte. Doch der peinlichste Moment dieser Unterhaltung war noch nicht erreicht, doch er ließ nicht lange auf sich warten! Als er schließlich fragte, ob ich mich selbst befriedigte, schoss mir die Scham heiß ins Gesicht. Ich senkte den Blick und presste die Hände um den Becher, um irgendetwas festzuhalten, das mich stabilisierte. War das eine Frage, die man stellte? Eine Frage, die man beantwortete? Ich hatte keine Worte dafür – weder für die Frage noch für das, was sie in mir auslöste. Ich zwang mich, ruhig zu bleiben, obwohl mein Herz wie verrückt schlug. Ich wusste, dass ich antworten musste, aber was sollte ich sagen? "Nein" hätte vielleicht alles noch schlimmer gemacht. "Ja" hätte mich bloßgestellt. Ich war gefangen zwischen der Ehrlichkeit, die er von mir wollte, und der Scham, die mich überflutete. Stattdessen wählte ich einen Ausweg, der sich sicherer anfühlte. "Ich … ich habe darüber nie nachgedacht," murmelte ich schließlich, wobei meine Stimme brüchig klang. Es war nicht ganz gelogen, aber auch nicht die volle Wahrheit. Gewiss erkundete ich gelegentlich meinen Körper. Besonders in den vergangenen Jahren hatte er sich stark verändert. Ich wuchs und erblühte. Dabei hatte ich hin und wieder auch besondere Stellen an meinem Körper entdeckt, die plötzlich anders reagierten, als zuvor. Neue besondere Reize, die angenehm waren und mich beruhigten, oder in helle Aufregung versetzten, wenn ich sie zu lange oder zu intensiv berührte. Es war etwas, das ich nicht verstand und das mich gleichermaßen faszinierte und verunsicherte. Ich hatte nie gewagt, darüber mit jemandem zu sprechen, und selbst in meinen Gedanken schlich sich oft ein Gefühl von Scham ein, wenn ich mich daran erinnerte. Aber in jenen Momenten, allein mit mir selbst, fühlte ich mich frei, neugierig und … lebendig.
Doch was Leander jetzt von mir wissen wollte, brachte mich aus der Fassung. War das, was ich manchmal tat, das, wovon er sprach? Sollte ich ihm das sagen? Konnte ich das überhaupt? Es war, als hätte er ein Geheimnis ausgesprochen, das ich nicht einmal mir selbst vollständig eingestehen konnte.
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