RE: Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
Leander saß kaum, als Orestilla sehr heftig anfing, seiner vorherigen ihr anvertrauten Beobachtung zu widersprechen. Er hob leicht fragend die Augenbrauen. “In Ordnung“, sagte er mangels eines besseren Einfalls. Und er war sich zweier Sachen recht sicher: Dass sie gerade wütend war, und dass sie ihr Angebot damit wohl zurückgezogen hatte. Sie war so wechselhaft und emotional. Ein Grund, warum die getrennten Betten bis auf weiteres eine gute Idee waren.
Aber sie hatte ihn wahrscheinlich falsch verstanden. Unbeeindruckt von ihrem Ausbruch schenkte Leander die beiden Becher ein und nahm sich einen Teller, um sich etwas zu essen zu nehmen. “Ich denke, du vermutest einen Vorwurf, wo keiner zu finden war. Ich sage es gerne noch einmal: Ich neige nicht zu Eifersucht. Wenn du noch jungfräulich bist, ist dies gut zu wissen, damit ich dir nicht unbeabsichtigt weh tue oder zu viel von dir verlange. Aber alles, was ich mit meiner vorherigen Beobachtung ausdrücken wollte, war, dass es vollkommen in Ordnung wäre, wenn dem eben nicht so wäre. Ich würde dich deshalb kein bisschen weniger achten oder auf eine Bestrafung deines Sklavens bestehen oder dergleichen. Vielmehr wäre es dann nur eine Sache, deren Grenzen wir gemeinsam besprechen müssten.“ Vielleicht verstand sie ja, wie es gemeint war, wenn er es etwas mehr erklärte.
“Von daher, wenn er lediglich durch Theaterstücke für deine Freude sorgt, ist das gut. Ich möchte, dass du glücklich bist, und wenn er so dabei hilft, ist das gut. Und solltest du doch eines Tages nach einer anderen Art der Freude verlangen, möchte ich, dass wir dann darüber offen und ehrlich reden.“
Noch besser erklären konnte er es wohl kaum. Wenn ihr Geist nicht bereit war, mehr Möglichkeiten auch nur theoretisch in Betracht zu ziehen, dann war sie mit dieser Einstellung zwar nicht allein, aber Leander fände es durchaus ein wenig bedauerlich. Frauen, die derart strikt darin waren, was sich im sexuellen Kontext gehörte und was nicht, empfanden meist sehr wenig Freude am Akt und waren neuen Erfahrungen dabei weitestgehend abgeneigt. Und Leander war durchaus offen und fand Gefallen an diversen Praktiken.
Er faltete seine Serviette über den Schoß und befreite so seinen Löffel, ehe er zu Essen begann. “Allerdings hoffe ich, dass wir über sexuelle Wünsche, Vorlieben, Träume, was dir gefällt und was nicht, durchaus werden reden können. Eine offene Kommunikation erleichtert es, ein gemeinsames Lusterlebnis zu finden.“
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