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Beim alten Hügelgrab - ein Samhain-Nachttraum
11-26-2024, 05:45 PM,
Beitrag #6
RE: Beim alten Hügelgrab - ein Samhain-Nachttraum
Die Feier war langweilig. Es gab keinen Flechtwerkmann, in dem ein Verbrecher verbrannt werden würde, der Samhainkönig blieb dank einer guten Ernte dieses Jahr ein weiteres Jahr im Amt – und damit am Leben – und der Sonnenhirsch, der vom großen Jäger erlegt werden würde, bevor dessen Frau, die Blumenfrau, von diesem entführt werden würde, war ein götterverdammter Hirsch, den ein paar Jäger lebendig gefangen hatten und der später freigelassen und von jungen Burschen mit Messern gejagt werden sollten, während eine ganze Horde junger Frauen mit Blumenkränzen auf dem Kopf nur darauf warteten, endlich entführt“ zu werden. Meiner Meinung nach verfehlte das ganze seinen Sinn, wenn der Sonnenhirsch nicht wirklich eine trauernde Witwe hinterließ, die vom Jäger wirklich verschleppt wurde. Aber das gehörte wohl zu den Dingen, die ich nicht laut aussprechen durfte.

Überhaupt waren hier alle viel zu fröhlich für Samhain. Als wäre das alles ein großer Spaß und als kämen nicht vorrangig diejenigen Toten durch den Schleier, die hier noch unerledigte Dinge – meistens Morde – zu erledigen hatten. Aber auch das war etwas, das ich nicht sagen durfte.

Trotzdem war ich hier. Zum einen, weil ein Teil der Dorfleute mich gebeten hatte, zu kommen, und ich mir sicher war, dass sie mich mehr nerven würden, wenn sie mich nicht hier sehen und um bestimmte Kräuter anschnorren konnten. Zum anderen aber, da Feste wie diese Gelegenheiten boten. Und wenn die Dörfler aus Cheddar und der Umgebung Samhain nicht richtig begehen würden, dann würde ich eben dafür sorgen, dass die Götter bekamen, was ihnen zustand.

Und den Göttern gefiel es. Sie lenkten meine Aufmerksamkeit recht bald auf eine junge Frau. Sie hatte so starke Sommersprossen, dass es eher großflächige Flecken auf ihren Wangen waren, fürchterlich dunkel gegen ihre sonst schneeweiße Haut. Ihr Haar war ein dunkles Rot, eher wie Wein denn wie Kupfer. Sie trug eine hölzerne Maske über den Augen, um sich dahinter zu verbergen, wie ziemlich viele. Auch sie hatte Blumen im Haar, auch wenn ihrem Vater das ganze nicht wirklich zu gefallen schien. Und sie blickte auffällig nicht in die Richtung eines jungen Mannes, einer der sogenannten Jäger, der ebenso sie absolut ignorierte. Dessen Vater wiederum betrank sich und schaute immer wieder grimmig zum Vater des Mädchens. Die beiden Alten hassten sich.
Die Kräuter, die ich selbst eingenommen hatte, sagten mir, dass die beiden jungen Leute den Plan geschmiedet hatten, heute gemeinsam wegzulaufen. Nicht für immer, nur für sechs Wochen, damit sie auch sicher schwanger wäre und niemand mehr Einwände erheben würde gegen diese Raubehe. Wenn der Hirsch freigelassen würde, würde der junge Mann nicht hinterherrennen und das Mädchen nicht auf die Rückkehr der Jäger warten.
Ich sah ihnen dabei zu, wie sich ihre Lebensfäden verwoben, und händigte nebenbei dem ein oder anderen ein paar Kräuter aus. Diejenigen, die mich nicht nervten, bekamen Kräuter, mit denen sie den Schleier sehen konnten, und die Lebensströme ihrer Mitmenschen. Es waren nicht viele Leute, die mir nicht in den vergangenen Wochen auf den Nerv gegangen waren. Diejenigen, die mich genervt hatten, bekamen von mir eine Mischung, die ich den Geisterhauch nannte. Oh, sie würden ihre Toten zu sehen bekommen. Aber nicht die, die sie sehen wollten, sondern diejenigen, vor denen sie sich fürchteten. Jap, heute Nacht würden einige Menschen sich in ihre Hose machen.
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Falke
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RE: Beim alten Hügelgrab - ein Samhain-Nachttraum - von Ciaran - 11-26-2024, 05:45 PM

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