RE: Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
Ich saß da, während er den Raum verließ, und spürte, wie mir das Blut ins Gesicht schoss. Meine Hände lagen im Schoß, still und brav, aber mein Herz hämmerte, als würde es aus meinem Brustkorb springen wollen. Hatte er wirklich geglaubt, dass ich und Nicander…? Ich hätte ihm sofort widersprechen sollen und hätte mich deutlicher verteidigen müssen! Doch die Worte blieben mir im Hals stecken und jetzt war er fort, um nach dem Essen zu sehen, als wäre nichts gewesen.
Kurz darauf kam Innogen, die junge Sklavin aus der Küche, mit einem Tablett in den Händen herein. Sie bewegte sich schnell, fast lautlos, doch ich konnte ihren Blick spüren, auch wenn sie die Augen gesenkt hielt. Meine Wangen brannten noch immer und ich fragte mich, was sie wohl dachte. Ob sie ahnte, was ich Leander gerade angeboten hatte? Oder schlimmer noch, ob sie gehört hatte, was er über mich und Nicander gesagt hatte?
Ich richtete mich auf und bemühte mich, ruhig zu wirken, doch meine Hände fühlten sich feucht an, als ich sie auf die Armlehne des Stuhls legte.
"Stell es bitte dort ab", murmelte ich und deutete auf den Tisch.
Die Sklavin gehorchte ohne ein Wort, aber ich konnte schwören, dass ein leichtes Zucken um ihre Lippen spielte. Ein Lächeln? Oder nur Einbildung? Mein Kopf spielte mir Streiche, da war ich mir sicher. Doch die Vorstellung, dass sie später mit den anderen Sklaven über mich tuscheln könnte, ließ mich innerlich schrumpfen. Ich kannte solche Blicke von meiner Mutter. Sie war die Meisterin darin, jemanden mit Schweigen zu tadeln.
Als Innogen den Raum verließ, wagte ich es erst wieder zu atmen. Ich war allein, und doch fühlte ich mich beobachtet und bewertet. Hatten meine Eltern jemals ähnliche Momente erlebt? Oder andere junge Frauen, die sich in einer Ehe zurechtfinden mussten? Es fiel mir schwer zu glauben, dass ich nicht die Einzige war, die sich so fehl am Platz fühlte.
Leander kam mit einem Krug gesüßtem Posca zurück. Sein ruhiger Blick traf meinen, als würde er all meine Gedanken durchschauen können. Ich fragte mich, ob er bemerkte, wie nervös ich war, wie sehr ich darum rang, Haltung zu bewahren.
Ich sollte es mir schmecken lassen, sagte er, während er alles auf dem Tisch arrangierte und sich kurz darauf dann zu mir setzte. Ich nickte stumm, obwohl mein Magen wie ein Stein war. Der Duft des Essens war köstlich, doch ich fühlte mich zu beschämt, um viel zu essen.
"Das ist nicht wahr!" entfuhr es mir plötzlich und unerwartet. "Nicander und ich… da war nie etwas!" Meine Stimme war lauter, als ich wollte, und ich merkte, wie ich mich unruhig auf meinem Platz hin- und her bewegte. "Er ist mein Sklave, ja, aber ich würde niemals… niemals solche Grenzen überschreiten. Nicander ist freundlich und loyal", fuhr ich fort, leiser nun, aber nicht minder entschlossen. "Er spielt für mich Theaterstücke, weil es mir Freude macht. Das ist alles. Es wäre ungerecht, etwas anderes anzunehmen." Meine Stimme brach am Ende fast, und ich senkte den Blick, peinlich berührt von meiner eigenen Kühnheit. Doch ich hatte gesagt, was ich sagen wollte. Es lag nun an ihm, zu entscheiden, ob er mir glaubte.
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
|