RE: Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
Natürlich dementierte sie erst heftig. Leander blieb einfach nur ruhig sitzen und sah sie geduldig an, in der Annahme, dass sie dann vielleicht doch mit der Wahrheit herausrücken würde. Allerdings blieb sie dabei, was auch eine Möglichkeit war, auch wenn die offiziell weiblichen Tugenden so hoch hielt, dass ihr die tatsächlich gelebten Realitäten vermutlich einen Schock verpassen würden.
“Nun, es gibt viele junge Damen, die schon vor ihrer Ehe Erfahrungen sammeln. Solange dies nicht zu unehelichem Nachwuchs führt, ist es meistens auch nicht der Rede wert. Ich hatte bei unserem Gespräch über den Ehevertrag durchaus das Gefühl, dass du und dein Sklave Nicander solche Erfahrungen geteilt haben könntet. Was kein Problem zu sein braucht, auch zukünftig nicht, sofern es offen kommuniziert wird und Regeln dabei eingehalten werden. Wie etwa, dass nur Praktiken zum Einsatz kommen, die keinesfalls in einer Schwangerschaft münden können. Ich bestehe nicht auf Jungfräulichkeit, lediglich auf gesicherter Vaterschaft eventueller Kinder.“
Leander hörte ihre Erklärung an, aber war sich nicht ganz sicher, welche Schlüsse er daraus ziehen sollte. Für ihn stand fest, dass sie unter keinen Umständen unbequem zusammen in einem zu schmalen Bett schlafen würden, selbst wenn sie einen Coitus vollziehen sollten. Allerdings war er sich ziemlich sicher, dass Orestilla eben jenes verlangen würde in einem solchen Fall.
Also entschied er sich, erst einmal Zeit zu gewinnen, indem er sie von seinem Schoß hob und auf die Beine stellte und dann aufstand. “Ich denke, das Essen sollte nun auch fertig sein. Ich sehe eben nach und lasse etwas herbringen“, sagte er also, als habe er vergessen, dass sie ihm gerade Sex angeboten hatte. So oder so würde ohnehin nichts vor dem Essen passieren.
Er verließ also den Raum und kurze Zeit später kam dann auch Innogen mit einem Tablett herein, auf dem sich mehrere kleine Keramikschalen befanden. Die Küche hatte Erbsen, Eier, Wurzelgemüse und Pinienkern-Creme vorbereitet, das Fleisch des Opfertieres war in einer hellen Sauce geschmort worden, und dazu gab es kleine, noch dampfende Brotfladen. Innogen stellte alles auf den Tisch und ging dann wieder hinaus, während Leander mit einem Krug gesüßtem Posca und zwei Trinkbechern das Zimmer wieder betrat und die Tür schloss. Er nahm an, dass Orestilla heute lieber ohne anwesende Sklaven essen wollte, sonst hätte sie sich nicht für dieses Zimmer entschieden. Er stellte also alles auf den noch wenigen, freien Stellen des Tischchens ab und holte sich den zweiten Stuhl heran.
“Bitte, lass es dir schmecken. Wenn etwas fehlen sollte, gebe ich der Küche bescheid.“
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