RE: Beim alten Hügelgrab - ein Samhain-Nachttraum
Ich strich mit den Fingern über die Tunika, die ich am Tag zuvor für mo rúnsearc fertiggestellt hatte. Der Stoff war weich, aber robust. Ein satter Grünton und verschiedene Brauntöne mischten sich in einem Karomuster, das mich an meine Heimat erinnerte. Sie war schlicht, aber mit Sorgfalt gefertigt, die jedes Detail besonders machte. Dazu hatte ich eine passende Hose genäht und einen Mantel mit Kapuze, der warm hielt und praktisch für die kühle Nacht war.
Als ich sie anfertigte, hatte ich immer wieder an ihn gedacht. Ich wusste ja, wie fremd ihm ein keltisches Fest wie Samhain sein musste. Und doch war er bereit, mich zu begleiten, bereit, einen Teil meiner Welt zu betreten. Dafür war ich ihm so dankbar, dass er mir diese Freude bereiten wollte.
Ein Weidenkorb stand bereit, der mit allem gepackt war, was ich für die Feier mitnehmen wollte. Ich hatte kleine Honigkuchen gebacken, Käse eingewickelt, ein paar Scheiben Wurst hinzugelegt und einen ledernen Schlauch mit Met sorgfältig verschlossen. Außerdem hatte ich einen kleinen Topf dabei, um den Met darin zu erhitzen. Natürlich durften auch zwei Becher nicht fehlen. Alles war verstaut. Bevor ich aufbrach, holte ich noch die Kleidung und legte sie oben auf den Korb. Ich war schon sehr gespannt, ob sie Saturnus gefallen würden. Ob er sich darin wohlfühlen würde? Noch einmal zog ich meine eigene Tunika zurecht. Ich trug nach langer Zeit wieder eine keltische Tunika aus einem blau-grünem Wollstoff, die mit bronzenen Fibeln zusammengehalten wurden. Auch ich zog mir einen wärmenden Mantel.
Die Wolken hingen schwer am Himmel, als ich den Korb auf meinen Rücken hob und die Tür meiner Wohnung hinter mir schloss. Das Licht war fahl, und die kühle Luft trug den Duft von feuchtem Laub und Holzrauch zu mir, vermischt mit einem Hauch von gekochtem Essen, der aus den umliegenden Häusern drang. Es war ein typischer Herbsttag gewesen, an dem die Sonne kaum mehr als ein blasser Schein hinter den dichten Wolken gewesen war. Der Abend würde bald hereinbrechen. Ich wollte rechtzeitig auf der Lichtung sein. Die Lichtung war nicht weit von Cheddar entfernt. Doch bis zu dem keltischen Dorf war es ein Fußmarsch von gut einer Stunde. Außerhalb der Stadtmauer wollte ich mich mit mo rúnsearc treffen. Dann wollten wir den Weg zum Fest gemeinsam gehen. Die hereinbrechende Dunkelheit würde dabei nicht sehr hinderlich sein, denn ich kannte den Weg und ich wusste, dass das große Samhain-Feuer bald am Himmel leuchten würde.
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