Wind of Change
Der
Tod des alten Adlers und das
Menschenopfer für die Kriegsgöttin Andraste bereiteten den großen Aufstand der Briganten und denen durch Heirat mit ihnen verbündeten Silurer im Norden vor. Der Statthalter
hatte zwei Legionen unter dem Befehl von Fabius Priscus und Caristanius Fronto entsandt. Es war ein Wettlauf gegen die Zeit, in der tatsächlich gerüstet wurde und zwar gerüstet im alten Sinn: Schwerter wurden geschmiedet, Rüstungen und Schilde wurden gefertigt, junge Krieger trainiert und alte wieder an das Kriegshandwerk gewöhnt.
Die Ankunft der Waffen war willkommen gewesen. Die Römer aber waren auf dergleichen nicht angewiesen. Ihre gutgeölte Maschinerie - Männer, Bewaffnung, Pferde - setzte sich in Bewegung.
Auch wenn die einheimischen Götter mit den Aufständischen waren, würde es sehr bald gefährlich werden, in Isurium zu bleiben.
Die Römer würden kommen. Der Wind verriet es Cathbad, er schmeckte es in der Luft und der Asche, er sah es in den wirbelnden schwarzen Wassern.
Cathbad, der mittlerweile der Oberste im Druidenrat geworden war, denn er hatte alle seine Gegner ausschalten können, empfand ganz deutlich, dass er sein Leben riskierte, wenn er blieb. Sein Leben jedoch war kostbar. Niemand mehr hatte die Kenntnisse, die er hatte. Würden die Soldaten ihn töten, würde das alte Albion mit ihm untergehen. Er musste also, bevor sich der Ring der Eroberer um die Stadt schloss, Isurium verlassen. Er würde diesmal nicht über
Deva reisen - da kamen die Römer - sondern weit nach Westen über den Fluss
Abus, der eigentlich kein Fluss war, sonndern ein Mund des nördlichen Meeres und dann mit einem schnellen Schiff der
Venetes in den Süden. Vielleicht würde er erst in
Dubris wieder an Land gehen.
So vorsichtig war der alte Fuchs, dass er sich längere Zeit totstellen wollte.
Und dann dachte er - seit längerem hatte er nicht mehr an seine
undankbare Brut gedacht - das erste Mal wieder an seine Falken. Cathbad wurde unruhig. Sie entglitten ihm, und es fiel ihm von Mal zu Mal schwerer, sie zu versammeln. Er wurde alt, schon zählte er mehr als hundert Jahre.
Der alte Druide verfiel in einen unruhigen Schlaf, dünn wie ein Seidenfaden. Als er fiebrig erwachte, beschloss er, die Falken wieder einmal nach langer Zeit in die Falkenhöhle zu rufen. Ihre geliehene Zeit war nun fast um. Er hatte sie geschaffen, er würde sie untergehen lassen, so wie er es vor neunzehn Jahren bereits geplant hatte.