RE: [Haus der Fabia Tertia] Ferien mit Kiki
“Ich könnte zumindest überzeugend so tun, als wäre ich es“, meinte ich auf Sabinas frage hin, ob ich einen Mann so anhimmeln könnte wie Bassa ihren Ehemann. Als gute Hetäre musste man einem Mann das Gefühl geben können, er wäre der einzige auf der ganzen Welt, der den Verstand und die Größe hatte, jemanden wie mich vollkommen zu befriedigen. Allerdings war ich darin zuletzt wohl zu gut gewesen, so dass ich als Selbstverständlichkeit wahrgenommen worden war. Vielleicht sollte ich zukünftig eher darauf achten, dass die Männer sich stets gewahr blieben, dass ich jederzeit einen anderen finden konnte, der mir nicht nur aus der Hand fraß, sondern der damit auch automatisch besser war. Denn das fürchteten die Kerle: Dass ein anderer besser sein könnte als sie. Manche sogar ganz besonders.
Aber egal, ich sollte besser Sabina zuhören, die mir von ihrem Stück erzählte. Ich war mir nicht sicher, ob ich sie darauf aufmerksam machen sollte, dass man in Rom Kleopatra ganz und gar nicht positiv sah, sondern eher, nunja, als gierige Hure eben, die nicht nur einen, sondern ganze zwei große römische Generäle verdorben und so zu deren frühzeitlichem Ableben beigetragen hatte. Ich war mir nicht sicher, ob das als Thema so geeignet war, wie Sabina sich das dachte. Und ob sie sich wirklich als Kleopatra sehen wollte.
Aber ein anderer Teilaspekt lenkte mich von meinen Befürchtungen ab.
“Moment, sollen die Schauspieler wirklich Sex haben, oder nur so tun als ob?“ fragte ich nach. Aglaia hatte mir verraten, dass Petilius Rufus anscheinend durchaus für so etwas zu haben wäre und es ihm gefallen könnte, aber das hatte ich Sabina bislang noch nicht gesagt. Und ich fragte mich, wie verrucht meine neue Freundin war und wie weit sie zu gehen bereit war, um ihren Angebeteten zu verführen.
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