RE: Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
Die Andeutung eines Lächelns zupfte an Leanders Mundwinkeln, als sie sagte, sie dachte, sie wäre bereit gewesen. Er würde diesen Punkt besser nicht besprechen, aber nein, ganz offensichtlich war sie nicht einmal ansatzweise bereit. Er war sich nicht einmal sicher, ob sie bereit für einen Kuss war, auch wenn sie nach etwas Zeit zum Überlegen sagte, er dürfe sie küssen. Leander überlegte einen kurzen Augenblick, ob er vielleicht doch wieder ablehnen sollte, da sie ja sehr offensichtlich eben nicht bereit war. Andererseits kamen sie so vielleicht auch nie weiter, da mancher Rubicon eben überschritten werden musste, wollte man voran kommen. Aber er würde diese spezielle grenze mit so viel Achtsamkeit und Vorsicht überschreiten, wie es möglich war.
Also nickte er und zog Orestilla ganz sanft wieder auf die Beine. Er konnte sie nicht küssen, wenn sie saß und er vor ihr stand, das wäre zum einen unbequem und zum anderen bedrohlich für sie. Also führte er sie leicht so, dass sie nicht den Stuhl im Rücken hatte, sondern den offenen Raum. Er selbst stand an dem Tisch, leicht daran angelehnt, damit er etwas kleiner war und ihre Größe sich mehr anglich.Er sah sie einen Moment an, ob sie sich noch wohl fühlte, fand aber nur Nervosität vor. Ganz vorsichtig zog er sie näher zu sich, dass sie direkt vor ihm stand, ehe er sie los ließ. Ein Schritt nach hinten von ihr würde genügen, und sie wäre aus der Situation befreit. Er wollte sicher sein, dass sie sich zu jeder Zeit der Kontrolle über die Situation bewusst war, dass sie nicht eingeengt oder bedrängt war und ein kleines Zucken zurück schon genügte, um sich zu befreien.
Vorsichtig hob er eine Hand und führte sie zu ihrem Haar, das noch immer zusammengesteckt war. Er hatte zwar nie als Ornator gearbeitet, war aber dennoch bisweilen in den zweifelhaften Genuss gekommen, einer Frau bei der Entfernung von Haarnadeln zu helfen, so dass er wusste, wohin seine Finger mussten, um zumindest diejenigen zu lösen, die die Haare am straffesten auf dem Kopf hielten. Er befreite also erst einmal ein wenig ihre Locken, auch, um ihr Zeit zu geben, sich an diese Nähe zu ihm zu gewöhnen. Denn bislang standen sie einfach nur schweigend da und berührten einander auch kaum. Nadel für Nadel legte er, ohne den Blick von ihr zu wenden, hinter sich auf den Tisch, biss die Haare ihr über die Schulter fielen. Ganz leicht lächelte Leander sie an, schob ihr ein paar Haarsträhnen von der Schulter und beugte sich leicht vor.
Der Kuss war leicht, wie der Flügelschlag eines Schmetterlings. Ein leichtes Streifen seiner Lippen über ihre, einmal, zweimal. Erst beim dritten Mal küsste er sie wirklich. Leander wusste, dass es den Frauen gefiel, wenn er sie küsste, manche bedachten ihn für seine Fähigkeiten als Liebhaber sogar mit Komplimenten. Also ließ er sich Zeit, indem er sich langsam beim küssen steigerte, und ihr immer die Möglichkeit gab, es abzubrechen, zurückzuweichen, wenn es ihr zu viel wurde, während seine Lippen mit nur sachte wachsender Leidenschaft die ihren zu erkunden anfingen.
|