RE: Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
Sie stimmte zu, und Leander ließ sich Zeit und kam langsam auf sie zu, um ihr ganz vorsichtig und bedächtig den Kranz, der den Schleier am Kopf hielt, und das Flammeum abzunehmen und sorgfältig auf den kleinen Tisch zu legen. Dann trat er näher und löste bedächtig den Knoten, der den Gürtel zusammen hielt, ohne ein Wort zu sagen – selbiges brachte Unglück, außer einem Gebet an Iuno Cinxia. Der Gürtel kam ebenso sauber aufgerollt auf den Tisch und Leander trat wieder zurück. Er wusste nicht wirklich, was er jetzt sagen sollte, denn dass Orestilla angespannt und nervös war, konnte er nur zu deutlich sehen. Und seine Erfahrung mit unerfahrenen, unwilligen Bräuten war sehr, sehr, sehr beschränkt.
Allerdings überraschte Orestilla ihn dann mit der Bitte, weiter zu machen, während sie sich ihre weiße Tunika über den Kopf zog. Einen Moment wusste Leander jetzt wirklich nicht, wie er damit umgehen sollte. Oh, er wusste sehr genau, wie das alles funktionierte und was er tun könnte, das war nicht das Problem. Allerdings war er sich immer noch sehr sicher, dass sie das nicht wirklich von ihm wollte.
Nach einem schnellen Luftholen also ordnete er seine Gedanken und kam mit beschwichtigender Geste auf sie zu. “Orestilla“, sagte er sanft und ergriff ihre beiden zitternden Hände, ehe er sie leicht zum Tisch führte und dort zu einem der Korbsessel, damit sie sich dorthin setzen konnte.
“Du bist schön und liebreizend und ich fühle mich geehrt, dass du eingewilligt hast, mich zu heiraten, vor allen Dingen, da alles so schnell ging. Und ich weiß, dass du denkst, dass du das hier tun musst, weil du deine Stellung im Haus sichern willst. Ich verstehe das vermutlich besser als die meisten anderen Ehemänner. Aber nein.“ Er ließ das kleine Wort kurz wirken, damit sie es verarbeiten konnte, auch wenn er die ganze Zeit sehr sanft sprach.
“Im Moment hast du Angst und bist ganz angespannt. Du tust das nicht, weil du Lust auf Sex hast, und auch nicht, weil du Lust auf mich hast. Und glaube mir, ich hoffe, dass sich das noch ändert. Aber ich glaube nicht, dass es dir jetzt in diesem Moment wirklich gefallen würde.“
Er suchte immer wieder in ihrem Blick nach Anzeichen, ob sie verstand und wie sie fühlte. Er wollte, dass diese Partnerschaft wirklich eine solche wäre, wenngleich sie natürlich für sie beide als Zweckgemeinschaft anfing. Aber in vielen Ehen war es so, dass sie aus rationalen Gründen anfingen und sich dann doch mitunter sogar starke Zuneigung entwickelte. Nicht, dass er das für sich bräuchte, Leander war mit rationalen Gründen vollkommen zu genüge befriedigt. Aber er kannte Orestilla inzwischen gut genug, um zu verstehen, dass sie das wollte.
“Wir haben Zeit, wir müssen es nicht überstürzen. Es muss nicht heute sein. Das ändert nichts an meiner Achtung für dich.“
Er atmete einmal tief durch und machte so etwas wie einen Kompromissvorschlag, der ihm sicher mehr Selbstkontrolle abverlangte, als ihr. “Aber wenn du es wirklich möchtest und herausfinden möchtest, ob vielleicht in Zukunft mehr sein könnte, würde ich dich mit deiner Erlaubnis gerne küssen.“
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