RE: Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
Leander wartete einen Augenblick, ob seine Braut noch etwas sagen oder tun wollte. Ein Opfer darbringen oder den Sklaven Anweisungen erteilen oder irgendwas. Aber nein. Sie war so schweigsam, wie eigentlich den ganzen Tag schon. Nicht, dass er übermäßig gesprächig gewesen wäre, immerhin war er selbst ebenfalls angespannt. Dies war die erste richtige, offizielle Ehe in seinem Leben. Als Sklave war es etwas anderes gewesen. Das hier jetzt war fürs erste wichtig, und einen fremden Menschen zu heiraten war neu.
Aber Orestilla wollte nichts sagen, sondern blieb weiter stumm, und auch die Sklaven, seine wie ihre, blieben weiterhin etwas angespannt. Leander durchbrach also die stille mit einem Räuspern und machte das, was er am besten konnte und was die meisten Menschen beruhigte: Er gab präzise Anweisungen. “Ich möchte, dass das Fleisch vom Opfer zubereitet wird. Das Essen soll in eineinhalb Stunden bereit sein. Mein Vater wird in der Bibliothek essen. Wo meine Ehefrau und ich essen, wird noch entschieden. Bis dahin bin ich mit ihr in meinem Zimmer und möchte nicht gestört werden.“
Das ein oder andere grinsen und der ausweichende Blick von Innogen verrieten ihm, was sie dachten, dass er in diesen eineinhalb Stunden tun würde. Und ihm war es auch ganz recht, wenn sie das dachten, da es zumindest fürs erste die Stellung von Orestilla im Haus festigen würde und Tratsch vorbeugen. Wenn sie nicht schwanger würde, würde es zwar anderen Tratsch geben, aber darum würde er sich dann in einem halben Jahr kümmern.
Er warf also seiner Braut einen mutmachenden Blick zu und ergriff wieder ihre Hand, um sie in ihrer beider Cubiculum zu führen. Wie er ihr gesagt hatte, war der Raum nun wie gespiegelt: An gegenüberliegenden Wänden stand jeweils ein Bett, davor eine Truhe für Kleidung, und recht zentral zwischen beiden stand ein kleiner Tisch, an den man die beiden in gegenüberliegenden Ecken befindlichen Korbstühle schieben konnte, wenn man wollte.
Dort angekommen schloss Leander die Tür und wartete einen Moment direkt hinter der Tür, um zu hören, ob jemand lauschen wollte, aber sämtliche Schritte entfernten sich. Erst dann sah er seine Braut an, die noch immer sehr verloren und ein wenig unwillig auf ihn wirkte. Beschwichtigend hob Leander die Hände.
“Du brauchst nicht nervös zu sein, ich werde mein Wort dir gegenüber halten und dich nicht anfassen. Einzig den Schleier und den Gürtel werde ich dir abnehmen, und dann warten wir einfach, bis das Essen fertig ist. Einverstanden?“
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