RE: Officium des Hausherren
Die göttliche Frija kann nicht sinnlicher sein als dieses wunderbare Geschöpf, das gerade vor mir steht, dachte Eisu ap Comux. Doch es gehörte sich nicht, eine Unsterbliche zu schmähen. Er lächelte nur:
"Zweifellos genießt Du der Göttin Huld, da sie Dich so überreich mit Anmut beschenkt hat, Lady Gerwina"
Sein Gast nahm in einem der Korbsessel Platz - Eisu hatte Clara doch richtig eingeschätzt - und sie lobte das Geschirr. Da lachte der Kelte, und seine Augen glitzerten:
"Du bist zu liebenswürdig. Tatsächlich ist das Gold gar kein Schmuck. Es sind Flicken. Einer meiner Vorfahren hatte das Geschirr von Griechenland herkommen lassen. Es kostete ihn einen hohen Preis, und er war der einzige weit und breit, der solch hübsche Keramik besaß. Als es im Laufe der Zeit Sprünge bekam, nahmen sie Gold, es zu flicken, denn Gold schien ihnen weniger wert als Töpferkunst, die von so weit zu ihnen gekommen war. Das waren unschuldige Zeiten. Für den Wert des Goldes hätte man drei Gastmähler mit Keramik ausstatten können",
als Eisu hörte, dass es der Familie Claras wohl erging und sie bald eintreffen würde, da stieg Wärme in seinen blauen Augen auf:
"Ich freue mich auf sie alle, und ich bin froh, dass Herr Gabinius nun noch ein Töchterchen hat! "
Clara sagte, dass sie den Kindern auf dem Gabinierhof zuweilen aus Aesops Fabeln vorlas. Eisu stellte sich vor, dass sie es hier tun würde, in der großen Halle, umgeben von den Kindern, die Latein lernen sollten, und von ihrer beiden Kinder - er wünschte sich eine ganze Schar - doch dann ließ er selbst von diesen Gedanken ab. Er spürte wohl, dass er Gabinia Clara gefiel, aber es war nicht gesagt, dass sie ihn so liebte, dass sie ihn heiraten wollen würde. Noch nicht. Sie war ja hier, damit sie einjeder ihre Herzen erforschten.
"An Wagenrennen habe ich nicht mehr teilgenommen. Doch ich bin am Üben mit einem waschechten Auriga, Frowin von den Furiern. Sein Herr und ich sind übereingekommen, dass wir ein Freundschaftsrennen gegeneinander fahren, sobald er unabkömmlich ist. Vielleicht feuerst Du mich ja an, Lady, wenn du bis dahin noch mein Gast bist"
Er hatte sich erhoben und schenkte Gabinia Clara vom frischen Quellwasser ein:
"Sage mir bitte, was ich Dir auflegen darf", sagte er, und wies auf den gedeckten Tisch.
Er selbst aß von jedem ein bisschen, mit seinem goldenen Löffel oder mit den Fingern, die er an einem weißen Tuch abwischte. Da kam ihm noch eine Frage in den Sinn:
"Ich wollte Dich fragen, ob du morgen früh gleich einen Ausflug an den See Gweder unternehmen möchtest? Ich denke, dass das Wetter Morgen noch nicht umschlägt, sondern beständig bleibt. Eine Sänfte stände bereit, dich hochzutragen. Am See ist es herrlich, und wir könnten dort spazieren gehen. Wir wären höher als der Frühnebel, und wenn er sich lichtet, kann man bis zum Meer sehen"
Eisu hatte zwar gehört, dass Clara reiten konnte. Aber Römerinnen ritten normalerweise nicht, und er wollte sie nicht in Verlegenheit bringen, in dem er etwas vorschlug, was sie aus Unvermögen ablehnen musste:
"Falls Du aber Morgen noch zu müde bist", Reisen war anstrengend: "Dann zeige ich Dir den Hof, das ist auch ein Spaziergang"
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