RE: Empfang der Verlobten
Anfangs war ich noch guter Dinge, überzeugt davon, dass mein Versprechen, ihn nicht oft behelligen zu wollen, Seneca ein wenig besänftigt hatte. Er reagierte auf meine Worte mit einem mürrischen Grunzen, das ich wohl als Zustimmung deuten konnte. Doch als ich dann einen weiteren, wohl zu kühnen Vorstoß wagte, explodierte er regelrecht und begann, mich mit scharfen Worten zu beschimpfen.
Als er mich mit unverhohlenem Zorn bedachte, schoss mir das Blut ins Gesicht. Die Worte brannten, und ich fühlte mich wie ein kleines Kind, das für ein unschuldiges Vergehen zurechtgewiesen wurde. Ich stand da, stocksteif, und wusste weder, wohin mit meinem Blick noch, was ich tun sollte. Alles in mir drängte mich zur Flucht, aber meine Beine schienen wie angewurzelt zu sein. Gerade als ich das Gefühl hatte, keine Luft mehr zu bekommen, trat Leander zwischen uns und besänftigte seinen Vater mit seiner ruhigen Stimme. Er warf mir einen beschwichtigenden Blick zu und führte mich nach draußen ins Atrium.
Kaum draußen angekommen, ließ ich die angestaute Luft in einem tiefen Seufzen entweichen und kämpfte gegen die Tränen, die mir in die Augen stiegen. Ich war bemüht, die Fassung zu bewahren, was mir aber nicht so richtig gelingen wollte. "Er… ich meine, ich…" stammelte ich und wischte mir eine Träne von der Wange.
"Entschuldige bitte, ich ... ich bin so..." schluchzte ich. "Es… es war nur etwas unerwartet." In Wahrheit fühlte ich mich tief erschüttert und fragte mich, ob so meine Zukunft aussah.
Ich warf Leander einen vorsichtigen Blick zu. "Ich hoffe nur, er… ich meine… ich hoffe, er wird eines Tages…" Ich brachte den Satz nicht zu Ende, da ich erkannte, dass es nie ein 'eines Tages' geben würde. Plautius Seneca würde wohl nicht mehr lange genug leben, damit sich das Verhältnis zwischen uns verbessern konnte. Das war der Moment, in dem mir schmerzlich bewusst wurde, wie fehl am Platz ich hier gerade war.
"Ich… ich glaube, ich sollte jetzt besser gehen," sagte ich schließlich, immer noch viel zu aufgewühlt. Ich wollte einfach nur noch nach Hause, diesen Tag so schnell wie möglich hinter mir lassen und ihn einfach nur zu vergessen.
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
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