RE: Empfang der Verlobten
Heute war zwar kein ganz schlechter Tag, aber auch nicht einer der besseren. Immer wieder drifteten Senecas Gedanken sichtlich zu seiner Familie ab und er verwechselte Orestilla wiederholt mit seinen Töchtern. Als Seneca sich schließlich über das sicher freundlich gemeinte Angebot sichtlich aufregte und hustete, trat Leander schnell vor und klopfte ihm sachte auf den Rücken, um das Abhusten zu erleichtern. Ja, Plautius Seneca würde diesen Winter wahrscheinlich nicht überleben. Und wenn er so weitermachte, würde seine Schwiegertochter – sofern sie nach dieser begegnung noch gewillt war – ihn wohl nicht stark vermissen.
“Niemand hier trinkt Wein, Seneca. Deine Gebote diesbezüglich werden geachtet“, versicherte Leander ruhig und wartete, bis sein Vater wieder Luft bekam und sich im Sessel erschöpft zurücklehnte.
Leander richtete sich ruhig wieder auf und bedachte Orestilla mit einem beschwichtigenden Gesichtsausdruck. “Ich denke, wir sollten ihn wieder etwas ruhen lassen“, meinte er ruhig und führte die junge Frau wieder aus der Bibliothek hinaus zum Atrium.
“Du musst meinem Vater verzeihen. Wie ich gesagt habe: Er mag keinen Besuch und seine Gedanken springen zwischen Gegenwart und Vergangenheit zunehmend hin und her. Ich hoffe, er hat dich nicht zu sehr erschreckt.“
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