RE: Tablinum | Vielleicht gibt es schönere Zeiten; aber diese ist die unsere
Als ich Saturninus’ Worten folgte und über seine Bemerkungen nachdachte, verspürte ich eine wachsende Unruhe. Seine Andeutungen über Corvus und dessen vermeintliche Doppelzüngigkeit nagten an mir. Dieser Tarutius Corvus – ein junger Mann, den ich selbst als ehrgeizig und tüchtig kennengelernt hatte, dem ich sogar vertraut hatte – war nun in ein Netz aus Verdacht und Intrigen verstrickt. Ich spürte ein ungutes Ziehen im Magen, das mich nicht loslassen wollte.
Die Vorstellung, dass Nysa womöglich mehr wusste, machte mich nachdenklich. Ich versuchte mich zu beruhigen, mir einzureden, dass es nur der kühle Schein des Verdachts war, der alles trübte. Doch in meinem Inneren wuchs die Gewissheit, dass dort tiefer gegraben werden musste.
"Ich danke dir, werter Furius Saturninus" sagte ich schließlich, bemüht, meine Gedanken zu ordnen, als Furius Saturninus sich erhob und mir versprach, mich auf dem Laufenden zu halten.
Saturninus' Ratschlag, Corvus eine neue Wolldecke zu bringen, wirkte fast nebensächlich – aber das war wohl seine Art, mir auf subtile Weise zu verstehen zu geben, dass Corvus bei aller Strenge noch menschlich behandelt werden sollte.
"Eine Wolldecke … natürlich," murmelte ich und senkte den Blick, um mein Zögern zu verbergen. Die Vorstellung, Corvus etwas so Persönliches zu bringen, schnürte mir fast die Kehle zu. Hatte ich nicht genug getan, indem ich ihn in mein Haus gelassen hatte und ihm eine Anstellung verschafft t hatte? Jetzt saß er in einer Zelle, und ich sollte an seinen Komfort denken?
Aber andererseits … ich konnte nicht leugnen, dass ich sehr viel Sympathie für ihn empfunden hatte. Ein Teil von mir wollte ihm noch eine kleine Geste des Trostes zukommen lassen, so widersprüchlich es sich auch anfühlte.
"Ich werde ihm eine Wolldecke bringen lassen. Vale bene," sagte ich schließlich und zwang mich zu einem knappen Nicken, während Saturninus sich erhob und von einem Sklaven zur Tür begleitet wurde.
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