"Ich weiß durchaus, was Sam - hain ist, Carissima, ohne je dabei gewesen zu sein. Es ist das keltische Lemuria, nur dass die Britannier sie nicht im Mai begehen, sondern jetzt im November", erwiderte Saturninus.
Samhain kannte er wegen Deirdre. Er hatte damals seiner Sklavin und gleichermaßen Geliebten
Urlaub gegeben, damit sie an den Riten in ihrgendeinem heiligen Hain teilhaben konnte. Es war wohl genauso wichtig für die Einheimischen wie für die Römer, die Manen auszutreiben
" Die Toten können großes Unheil anrichten. Auch ich halte die Riten genau ein, um die Meinen zu beschützen, wenn die Tore zwischen unserer Welt und der Jenseitswelt geöffnet sind", er zog Nivis an sich, und während er eine Locke ihres kupferglänzenden Haares um seine Finger wickelte, erzählte er davon:
"Am ersten Tag unserer Lemuria im Mai steht der Hausherr - also ich-. vor Mitternacht auf, wäscht seine Hände mit Wasser aus einer Quelle und geht barfuß, in der Hand eine Schale mit schwarzen Bohnen, durch alle Räume des Hauses. Ein unheilabwehrendes Zeichen, das ich machen musste, gibt es auch",
er streckte seine Hände vor, in dem er mit seinen Fingern den Daumen berührte:
" Ich streute also in diesem Jahr die Bohnen über meine linke Schulter und rief neun Mal "Mit diesem Opfer kaufe ich mich und die Meinen frei!" Dabei durfte ich mich nicht umsehen. Dann ging ich zurück in mein Zimmer, wusch mich erneut in der Schüssel. Diesmal ging ich durch alle Räume, schlug bronzene Gefäße aneinander und verjagte nun die Geister mit "Manen, hinaus mit euch!",
Saturninus sah Nivis aus dunklen Augen an. Er neigte zu Furcht, oder milder ausgedrückt, zu großem Respekt vor diesen Dingen, und er hatte jedes Jahr das Gefühl, dass ihn etwas durch das nächtliche Haus weich wie ein Schatten begleitete, bevor er sich wieder umdrehen durfte und es für ein Jahr gebannt war. Er tat es aber für Carus, für Saturnina, für Serena:
"Da dies hier ein römisches Haus ist, und ich wohl hier der Hausherr bin, begehe ich dieses Ritual gerne für dich, Liebste"
Saturninus erwähnte Deirdre nicht. Gegenüber Nivis war er von ungewöhnlichem Zartgefühl, als könne er sein feines Mädchen kränken, wenn er andere Frauen erwähnte. Von Serena wusste sie:
"Keltische Totengeister scheinen allerdings von zuträglicherem Charakter zu sein als unsere italischen. Du sagst, sie kommen, um mit dir zu feiern, und du WILLST, dass sie dich finden?"
Davon hatte ihm Deirdre nicht erzählt. Er rieb sich das Kinn:
" Wo würdest du dein Sam - hain denn begehen können? In Cheddar vielleicht? Schließlich ist da alles voller Kelten, ihre Ahnengeister dürften sich auf die Füße treten"
Außerdem war es eine kurze und ungefährliche Reise dahin. In Cheddar lebten schließlich
seine Kelten.