RE: Empfang der Verlobten
Mir war kalt. Irgendwie bekamen die Sklaven es nicht hin, hier drin vernünftig zu heizen, so dass ich hier dauernd diese ranzige Decke brauchte. Und dieses junge, blonde Ding, das bei mir im Zimmer stand, war so furchtbar begriffsstutzig. Keine Ahnung, warum meine Frau die gekauft hatte. Ansonsten kaufte sie lieber junge Burschen. Die waren zwar genauso begriffsstutzig, aber die sahen einen dann wenigstens nicht mit so riesigen, runden Augen an.
Gegen alle Widerstände hatte ich mir also meine Pfeife besorgt und angesteckt und paffte jetzt extra stark, nur um zu zeigen, dass ich es konnte, als Leander hereinkam. Ganz kurz stutzte ich, als er mich Vater nannte. Ich meine, seine Mutter war ein fesches Ding gewesen, als ich jung war, und es wäre theoretisch im Bereich des Möglichen. Aber weil sie so ein fesches Ding gewesen war, waren auch eine Menge andere Männer im Bereich des Möglichen. Aber nach einem Augenblick erinnerte ich mich wieder daran, dass ich ihn ja adoptiert hatte.
“Ja, ja“ brummte ich und winkte mit der freien Hand. “Du weißt, ich mag keine Besucher“ brummelte ich und nahm noch einen Zug von meiner Pfeife, woraufhin ich erst einmal husten musste, dass ich mich fühlte, als käme jeden Moment meine Lunge mit heraus. Oh, alt werden war wirklich kein Spaß.
Ich sah also zu einem jungen Ding hinüber, das verschreckt dreinschaute. “Tertia, du sollst doch nicht in der Bibliothek rumlungern“ schimpfte ich sie. Es war schwer genug gewesen, für das Mädchen jemanden zu finden, der sie wirklich heiraten würde. Das wurde nicht besser, wenn sie dauernd in der Bibliothek herumsaß und lesen wollte!
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