RE: [Thorianum B] B V Furiana Nivis
Oh, wie sehr freute ich mich, als Saturnnus, mo rúnsearc, wieder zu mir kam! Ich liebte ihn. Niemals hätte ich geglaubt, dass ich einmal solche Gefühle für einen Römer haben würde. Doch wenn ich in seinen Armen lag und wir uns liebten, vergaß ich alles, was uns trennen könnte. Auch wenn ich wusste, dass es nie mehr sein konnte als diese kostbaren, verborgenen Momente, so war ich doch zufrieden. Jeder Augenblick mit ihm war für mich ein unvergleichlicher Schatz.
Mo rúnsearc war anders als jeder Mann, den ich je gekannt hatte. Seine Stimme, wenn er leise mit mir sprach, schien eine Seite in mir zu berühren, die tief und verborgen lag, wie ein Flüstern, das nur ich hören konnte. Es war, als ob er die Melodie meines Herzens kannte. Bei ihm fühlte ich mich wie in einem sicheren Hafen inmitten des Sturms, und ich spürte, dass ich für ihn mehr war als nur ein kurzer Zeitvertreib, mehr als nur ein Barbarenmädchen aus einem fernen Land.
Nach dem Bad stolzierte er umher und begutachtete meine Stoffe, die ich selbst gewebt hatte. Ihm gefielen die Muster, die er darauf erkannte. Er entdeckte Menschen und Tiere in meinen Mustern. Dass sie ihm lebendig erschienen, erfüllte mich mit Stolz. Es waren traditionelle Muster, wie sie in meiner Heimat schon seit vielen Generationen gewebt wurden. "Ein kleines Stück Heimat", antwortete ich etwas wehmütig.
Dann kam er zu mir, setzte sich neben mich, und seine warmen Lippen berührten sanft meine Schulter. Doch seine Worte erwärmten mein Herz. Ich wandte mich zu ihm um, so dass ich ihn anschauen konnte. Meine Finger strichen sanft über seine Lippen. Ich schaute tief in seine dunklen Augen, die ich so sehr liebgewonnen hatte. Er sah, wenn ich Angst hatte oder wenn ich in Traurigkeit gehüllt war. Deshalb wunderte mich seine Frage nicht, denn ich konnte meine Gefühle nicht vor ihm verbergen. Ich war seine Carissima. Zwar wusste ich nicht genau, was das bedeutete, aber ich mochte es, wenn er mich so nannte.
Als er mich fragte, was mich bedrückte und er einen Scherz machte, schüttelte ich nur leicht den Kopf. Was mich beschäftigte, war tiefgründiger und hatte nichts mit meinem Laden oder gar anderen Menschen zu tun. Es war die Sehnsucht, nach dem was ich verloren hatte. Nach meinen Eltern und jenen, die ihnen treu gedient hatten, wie dem alten Fionn, der mir zur Flucht verholfen hatte und dann meinem Vater in den Tod gefolgt war.. Nach meiner guten treuen Gwen, die für mich auf der Flucht gestorben war.
"Nein, keine Kundin hat sich beschwert, und niemand blieb mir den Lohn schuldig," antwortete ich leise und drückte ihm einen leichten Kuss auf die Lippen. "Es ist nur …" Ich hielt inne und suchte nach den richtigen Worten, um ihm etwas zu erklären, das ihm vielleicht fremd war. "Eines unserer großen Feste steht bevor. Wir nennen es Samhain." Ich ließ meine Worte kurz wirken, bevor ich fortfuhr. "An diesem Fest ehren wir die Toten, denn an Samhain sind die Pforten zur Anderswelt offen, und unsere Ahnen kommen zu uns, um gemeinsam mit uns zu feiern. Doch ich fürchte, dass sie mich hier nicht finden werden."
Ich sah ihn an, unsicher, ob er verstehen konnte, was mich so traurig machte. Schließlich hatte ich doch alles, was man sich nur wünschen konnte – und doch, ohne diese Verbindung zu meinen Ahnen, schien mir etwas Wesentliches zu fehlen.
|