RE: Empfang der Verlobten
Leanders Antwort verwirrte mich nur noch mehr, auch wenn ich spürte, wie sehr er sich bemühte, meine Unsicherheit zu lindern. Ich hatte immer gedacht, dass alles ganz klar geregelt sei: Eheleute teilten ihr Leben, ihr Haus – und ihr Bett. Mutter hatte mir oft genug eingeschärft, wie wichtig es war, meinem Mann Kinder zu schenken, ihm eine Familie zu geben. War das nicht der eigentliche Sinn einer Ehe? Vorausgesetzt, mein Ehemann begab sich nicht für lange Zeit auf eine Forschungsreise zu den Barbaren. So wie es mein Vater getan hatte und meine Mutter, mich und meine Geschwister zurückgelassen hatte. Bei Leander vermutete ich jedoch eher das Gegenteil. Er wirkte bodenständig und würde vermutlich wie sein Vater am liebsten hierbleiben, in seinem Zuhause.
Doch er hatte mir gerade unmissverständlich klargemacht, dass er an diese „Pflicht“ keinerlei Erwartungen knüpfte und die Entscheidung ganz mir überließ. Auf so viel Freiraum war ich gar nicht gefasst gewesen.
"Es macht mir nichts aus, mit dir in einem Raum zu schlafen… oder in einem Bett", erwiderte ich leise, als er den begrenzten Platz im Haus erwähnte. "Und ich bin froh, dass du keine Erwartungen an mich hast." Doch dann zögerte ich, unsicher, ob ich meinen nächsten Gedanken wirklich aussprechen sollte. Würde es ihn verletzen, wenn ich ihn fragte, ob unsere Heirat nur eine Farce war, um womöglich Problemen aus dem Weg zu gehen? Schließlich sollte er vor dem Ableben seines Vaters verheiratet sein, wie er mir erzählt hatte. Aber vielleicht lag es auch daran dass er mir vielleicht nicht genug zutraute, ihm jemals Vertrauen schenken zu können?
Schließlich holte ich tief Luft und sprach leise weiter: "Aber ich frage mich… ob du dir nicht auch Kinder von mir wünschst?" Es war ein zarter, fast scheuer Satz, der kaum über meine Lippen kam. "Denn das gehört doch dazu, oder? Dass wir eine Familie gründen?"
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
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