RE: Empfang der Verlobten
Leanders Worte ließen mich stutzen. "Getrennte Zimmer?" Ich hatte nicht gewusst, dass das bei Eheleuten in gehobenen Kreisen üblich war, geschweige denn, dass manche sich sogar in verschiedenen Zimmern aufhielten. Meine Verwirrung musste mir deutlich ins Gesicht geschrieben stehen, denn er bemühte sich sofort, mit einer Bemerkung über schnarchende Partner die Situation mit einem kleinen Scherz aufzulockern. Doch ich schnarchte nicht – das war ich mir sicher!
"Also ich ... äh, ich schnarche nicht... glaube ich," erwiderte ich leise, ein Hauch von Verlegenheit lag in meinen Worten, als hätte ich mich selbst davon überzeugen müssen, dass es für ein zweites Bett gar keinen Anlass gäbe. Doch bevor ich noch etwas entgegnen konnte, versicherte er mir, dass ihm selbst ebenfalls noch nichts dergleichen nachgesagt worden sei. Ich fühlte mich ein wenig erleichtert, als ginge es hier bloß um eine praktische Notwendigkeit und nicht um seine Zuneigung oder sein Vertrauen in mich.
Aber seine Worte ließen mir keine Ruhe. Was bedeutete das für uns als Ehepaar? Der Gedanke, dass man als Mann und Frau wenigstens in der Hochzeitsnacht dasselbe Bett teilte, war für mich bisher selbstverständlich gewesen. Es gehörte schließlich dazu, nicht wahr? Man war sich nah, vertraut, und alles andere … ja, es folgte eben daraus. Ich hatte mir vorgestellt, dass ich es irgendwann als selbstverständlich empfinden würde, mit meinem Ehemann das Bett zu teilen und ihm nah zu sein. Meine Mutter hatte mir oft gesagt, dass ich selbst gar nicht viel dazu beitragen musste. Ich musste einfach nur bei ihm liegen, alles andere würde dann von selbst kommen, denn mein Ehemann wüsste schon, was zu tun sei. Aber nun spürte ich eine tiefe Unsicherheit. Hatte er sich bereits entschieden, diese Nähe zu mir zu meiden?
"Ich dachte nur …" begann ich zaghaft und wich seinem Blick aus, bevor ich mich doch dazu zwang, ihn wieder anzusehen. "Ich dachte, es sei eben …" Wie sollte ich es nur erklären, dass das alles so verwirrend war, und ich so ... unbeholfen war?
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
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