RE: Empfang der Verlobten
Die Räume, die wir durchschritten, waren wirklich schön. Ich bemühte mich, jeden Winkel aufmerksam zu betrachten und in mir aufzunehmen. Leander führte mich geduldig herum, und allmählich spürte ich, wie mein Herz ruhiger wurde. Vielleicht konnte ich mich hier tatsächlich wohlfühlen. Alles war ansprechender eingerichtet, als ich erwartet hatte. Sicher, es fehlten ein paar verspielte Details, vielleicht ein paar Blumen mehr oder ein Hauch mehr Farbe. Ein kleiner Drang keimte in mir auf, den Räumen später etwas von meiner Vorstellung von Gemütlichkeit zu verleihen, wenn ich erst einmal hier eingezogen war.
Hin und wieder nickte ich Leander zu und zeigte ihm ein schüchternes Lächeln während ich versuchte, mir die verschiedenen Räume einzuprägen. Das Haus war nicht übermäßig groß, und ich würde mich hier gewiss nicht verlaufen.
Schließlich öffnete er die Tür zu dem Zimmer, das unser gemeinsames Cubiculum sein würde. Ein wenig beklommen betrat ich den Raum, spürte den kühlen Boden unter meinen Schuhen und sah mich um. Die Möbel waren dezent, aber sorgfältig ausgewählt. Alles schien so angeordnet, dass es ein ruhiger, angenehmer Raum für die Nacht sein könnte. Doch als Leander von einem zweiten Bett sprach, runzelte ich verwundert die Stirn. Ich hatte angenommen, dass wir uns ein Bett teilen würden, so wie es Eheleuten doch taten. Ein gemeinsames Ehebett bedeutete doch, auch gemeinsam zu ruhen und … Wollte er denn keine Kinder von mir?
"Aber …" entfuhr es mir, bevor ich mich rasch korrigierte und möglichst gefasst fragte: "Ich dachte, Eheleute teilen sich ein Bett?" Ich sah zu ihm, suchte in seinem Blick nach einer Antwort, die meine plötzlich aufkommende Unsicherheit beschwichtigen würde. Wenn ich schon heiraten musste, wollte ich doch nicht in der Schmach leben, unberührt zu bleiben. Das hatte mir meine Mutter jedenfalls immer wieder deutlich gemacht, dass dies meine Pflicht sei.
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
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