RE: Empfang der Verlobten
Morwen hatte mir ein kleines Schälchen mit Wasser gereicht, damit ich meine Finger säubern konnte. Ich tauchte meine klebrigen Finger hinein, um den letzten Honig zu entfernen. Danach fühlte ich mich deutlich frischer. Dann naschte ich noch etwas Brot und Käse, und während ich Leanders Worte lauschte, spürte ich, wie sich eine angenehme Sättigung einstellte. Unsere Unterhaltung plätscherte leicht dahin, über dies und das, und hin und wieder entlockte er mir ein kleines Kichern. Ein untrügliches Zeichen, dass ich allmählich auftaute, zumindest solange das Gespräch nicht auf die Hochzeit kam.
Als Leander sich aufrichtete und mir zugewandt Platz nahm, war ich gespannt, was nun folgen würde. Noch hatte ich das Haus nicht vollständig gesehen, und ich nahm an, dass er mir die übrigen Räume zeigen wollte. Tatsächlich gab er mir zunächst einen Überblick, welche Zimmer sich wo befanden, doch ich zweifelte, ob ich mir all das auf Anhieb merken konnte. Dann, ganz beiläufig, erwähnte er, dass wir uns zunächst ein Zimmer teilen würden. Einen Moment lang erstarrte ich, und ein heißer Schwall von Verlegenheit überkam mich. Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg, und mir ein verlegenes "Oh..." entfuhr. Schnell versuchte ich, meine Verlegenheit zu verbergen, setzte mich auch auf und lächelte gequält. Ich nickte, um ihm zu zeigen, dass ich verstanden hatte. Doch das Bild, Seite an Seite mit ihm schlafen zu müssen, konnte und wollte ich mir jetzt nicht zu genau vorstellen.
Als ich ihm gegenübersaß, überraschte er mich damit, dass er noch eine persönliche Frage stellen wollte. Für einen Moment herrschte eine angespannte Stille, und mein Herz begann schneller zu schlagen, während ich glaubte, meine Wangen würden zu glühen beginnen. Die Frage ließ nicht lange auf sich warten – und brachte mich völlig aus der Fassung. Ein Kuss? Jetzt schon? War das nicht viel zu früh? Oder nicht?
Meine Gedanken überschlugen sich. Ein Kuss war doch etwas sehr Intimes! Und konnte man davon vielleicht sogar schwanger werden? Ich hielt den Atem an, unfähig, auch nur eine Silbe hervorzubringen. Doch irgendwann zwang mich der Luftmangel, wieder zu atmen. Ich schluckte und sah Leander scheu an. Er wartete auf meine Antwort. Dabei hoffte ich, er registrierte nicht, wie verwirrt ich innerlich war. Das half ein wenig, doch die Unsicherheit in mir blieb. Am liebsten wäre ich jetzt gegangen oder hätte jemanden gefragt, was zu tun war. Aber das war unmöglich. Schließlich, nach einem Moment des unbehaglichen Schweigens, nickte ich zögernd und brachte ein kaum hörbares "Ja" hervor.
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
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