RE: Empfang der Verlobten
Ich freute mich sichtlich über die süßen Beeren, die mir Morwen reichte. Meinen eigenen Löffel hatte ich dummerweise nicht dabei, denn ich hatte einfach nicht mit einem so leckeren Essen gerechnet. Doch das störte mich kaum. Ohne lange zu zögern, begann ich, die Beeren mit den Fingern zu naschen. Der Honig, der daran klebte, ließ mich kurz innehalten, während ich ihn genüsslich von den Fingern leckte. Ich schloss die Augen und ließ den Geschmack von süßem Honig und reifen Beeren auf meiner Zunge zergehen. Eine wahre Geschmacksexplosion breitete sich aus, und für einen Moment vergaß ich alles um mich herum.
Als ich die Augen wieder öffnete, wurde mir bewusst, dass mein Verhalten wohl kaum als damenhaft gelten konnte. Mit einem leicht verlegenen Lächeln warf ich meinem Verlobten einen entschuldigenden Blick zu. "Die Beeren sind wirklich unglaublich köstlich! Vielen Dank dafür!" Vielleicht sollte ich meine Finger von nun an doch besser in einem der dafür vorgesehenen Schälchen säubern, dachte ich, während Morwen aufmerksam den Krug prüfte, um mir Wasser zum Waschen anzubieten.
Als Leander dann auf meinen Vorschlag einging, die Hochzeit auf die nächsten Tage anzusetzen, spürte ich plötzlich ein überraschtes Flattern in meiner Brust. Die Geschwindigkeit, mit der alles nun voranschritt, brachte eine Welle innerer Unruhe mit sich. Natürlich war ich einverstanden, doch ein leiser Zweifel nagte weiter an mir. Alles schien so rasch auf mich einzustürmen. Mir kam es so vor, als stünde ich am Rand einer hohen Klippe und müsste in ein unbekanntes, tiefes Wasser springen. Ich fühlte mich völlig unvorbereitet, was die Hochzeit und alles, was danach kommen würde, betraf.
Was würde mich in der Hochzeitsnacht erwarten? Die Geschichten meiner Mutter waren immer nur vage Andeutungen gewesen, und ein Teil von mir wünschte sich jetzt jemanden, der mir meine Fragen ehrlich beantworten könnte, jemand, dem ich meine Ängste anvertrauen könnte. In dieser Hinsicht fühlte ich mich fast wie ein kleines, unerfahrenes Kind, was ich ja insgeheim auch noch war.
Und außerdem musste ich Juno noch meine Kindersachen opfern, um mit meiner Kindheit und meinem bisherigen Leben abzuschließen. Auch das würde sicherlich schwer für mich werden. Aber nur so konnte ich den Weg in diesen neuen Lebensabschnitt betreten.
"Ja," hörte ich mich schließlich selbst sagen, und ein vorsichtiges Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. "Das lässt sich einrichten. Ich komme morgen zur Curia."
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
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