RE: Empfang der Verlobten
Dass Orestilla ihn auch beim Cognomen nannte, registrierte Leander mit einem kleinen Schmunzeln. Sie waren vermutlich auf einem guten Weg, trotz ihrer Unterschiede. Leander wartete also einen Moment mit einer einladenden Geste, dass Orestilla sich in die von ihm aufgezeigte Richtung wandte, ehe er sich ihr anschloss und geflissentlich so tat, als würde er die norbanischen Sklaven nicht weiter bemerken. Er hoffte, dass sie die Chance nutzen und sich mit den anderen Sklaven unterhalten würden, und noch mehr, dass sich alle verstehen würden. Aber mehr als hoffen konnte er erst einmal nicht.
Er führte also Orestilla in das Triclinum, in welchem U-förmig die Klinen an der Wand standen und in der Mitte den freien Platz ließen für den Tisch und die bedienenden Sklaven. Es war kein riesiges Triclinum für weitschweifende Partys mit mehr als neun Gästen und eigenen Sitzkreisen für Damen und dergleichen, sondern nur ein praktisches Minimum und im Grunde schon ein Zugeständnis von Plautius Seneca, der Besuch verabscheute und seine Speisen am liebsten sitzend in der Bibliothek einnahm.
“Da wir nur zu zweit sind, nimm bitte Platz, wo es dir am bequemsten erscheint“, lud Leander sie also ein, sich dahin zu legen, wo es ihr genehm war.
Er wies auf eine junge Keltin mit rotem Lockenkopf. “Morwen wird uns bedienen. Wenn du also etwas möchtest, sag es ihr einfach“, stellte Leander die Sklavin vor. “Hector hast du ja schon kennen gelernt, er kam mit uns aus Rom. Dann gib es noch Innogen, die gerade auf meinen Vater aufpasst, und unsere Köchin, Tamsin. Und das war es im Grunde schon. Wir sind ein überschaubarer Haushalt.“ Plautius Montanus hatte sicher über einhundert Sklaven allein an seinem Wohnsitz, die alles am Laufen hielten. Aber Reichtum verpflichtete auch dazu, ihn entsprechend zur Schau zu stellen. Plautius Seneca hingegen war eher sehr sparsam und minimalistisch.
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