Peigi achtete darauf, dass Louarn tüchtig zulangte. Er sah halb verhungert aus. Erst als sie sich sicher war, dass nicht das kleinste Krümelchen mehr in seinen Magen passte, erzählte sie, was in Louarns Abwesenheit geschehen war:
"Es ist viel passiert. Ein großes Glück ist Atreus widerfahren. Der reiche Römer Plautius will ihn als Sohn annehmen. Er ist nämlich der Sohn dessen Bruders. Es scheint, dass der Onkel wieder gut machen möchte, dass der Bruder die Mutter verlassen hat. Außerdem hat er keine eigenen Kinder, und unser Atreus ist ein prächtiger Junge"
Sie nannte Calum Atreus, denn das war der Name, unter dem der Schmied hier bekannt war. Und was sie erzähle, war die Version der Geschichte, die sich in Iscalis allmählich herumsprach und immer weiter ausgeschmückt wurde. Jeder hielt Atreus Schicksal für außerordentlich, ein wahres Glück:
" Der reiche Römer hat auch den Medicus bei sich aufgenommen. Der wusste ja auch nicht, wie es hier mit dem Haus weitergeht, nachdem Centurio Octavius vermutlich tot ist. Und mit Atreus war er sowieso unzertrennlich. Er behält die Praxis im Neubaugebiet, aber für unsere Dienste hat er keine Verwendung mehr. Hier, das ist deine Abfindung, Louarn, und viele Grüße und Danke soll ich dir sagen, und Medicus Pü würde sich freuen, wenn Du sie beide in der Villa des Plautius besuchen kommst"
Sie gab ihm einen Geldbeutel mit fünfzig Denaren:
"Ein dreifacher Monatslohn für Dich. Auch ich habe einen guten Teil erhalten. Ich kann also gehen oder bleiben, wie es mir beliebt, denn ich bin nun eine wohlhabende Frau. Vielleicht braucht man aber anderswo eine Haushälterin, das wäre mir am liebsten. Ich habe gute Empfehlungsschreiben.",
Peigi zuckte die Schultern, doch es war ihr anzumerken, dass sie nicht so recht wusste, wohin und dass sie Flavianus Pytheas, Wicho, Atreus und Louarn vermisste - besonders Louarn. Er war der einzige, mit dem sie über die Vergangenheit sprechen konnte. So jung er war, war es ihr, als sei er bei den alten Ereignissen dabei gewesen oder als wüsste er viel mehr darüber, als die Jungen für gewöhnlich wussten.
"Und du, Louarn, hast du getan, was du tun wolltest?", fragte sie forschend: "Geht es dir gut? Du bist ziemlich mager geworden, und ich sehe dir an, dass es nicht leicht für Dich gewesen ist"