RE: [Nähe Forum] Paradiesvögel und Sperlinge
Ich konnte mich lange nicht entscheiden. Adini hatte meine Beschreibung geduldig angehört, und dann fand er einige Sachen und legte sie vor mich hin beziehungsweise drapierte sie der dünnen, fast androgyn wirkenden Sklavin an. Jedes Kleid entfesselte in mir ein neues Szenario. Da gab es ein weißes, ganz schlichtes, bei dem man bei Bedarf einen Seitenschlitz öffnen konnte, mit dem würde ich aussehen wie eine Jungfrau, die am Museion studierte, da gab es ein rotes, unter der Brust enger und dann in vielen Falten, und es war genau dieses in Aprikosenfarbe spielende Rot, das Blondinen nicht blass machte wie einen Schluck Wasser, sondern auch die Haut rosig tönte. Das Spektakulärste war ein Kleid mit so vielen Goldfäden, das es wirkte wie aus Gold. Mit so einem Kleid musste unsere Königin - ich gebrauchte den alexandrinischen Ausdruck, als ich an die letzte Kleopatra dachte, dem göttlichen Iulius Caesar und später Marcus Antonius entgegen getreten sein. DAs wollte ich unbedingt haben, denn auch mein Stück handelte von Kleopatra (das hatte ich Kiki noch gar nicht erzählt)
Kikis geschultes Auge fand sofort etwas, was sie aussehen ließ wie ein überirdisches Wesen.
"Ist das süß, Kiki!", klatschte ich in die Hände vor Freude, als meine Gesellschafterin ein hellrosa Kleid vorführte, was sie abstecken ließ, was jedoch unten weit fiel.
Auf meiner Seite lag mein Stapel aus drei Kleidern. Obendrauf kam ein Seidenkleid in Safrangelb, das so ähnlich aussah wie Kikis, auch wenn es wegen der Schwangerschaft nicht so eng anliegen sollte. Doch ihre aufgefächerten Flügelchen an den Schultern hatten es mir angetan. Meine formten einen Nimbus um meine Oberarme.
Während Adini meine Kleider anpasste (ich war besonders um die Leibesmitte viel fülliger als die Sklavin) und Kiki darauf achtete, dass er das rechte Maß fand, lächelte ich den Schneider an:
" Ich danke Dir sehr, werter Meister. Bitte lass all die Kleider Morgen in das Haus der Fabia Tertia bringen."
Dort würde der Meister bezahlt werden. Es war klar, dass wir nicht Unsummen an Geld mitschleppten. Doch ich fragte auch gar nicht, was der ganze Spaß kosten sollte. Ich war schlicht nicht gewöhnt, nach Preisen zu fragen.
Stattdessen schaute ich zu Kiki: "Brauchen wir sonst noch etwas? Passendes Schuhwerk vielleicht? Ich habe aber offen gesagt erst einmal Hunger, die heißen Maronen waren lecker, doch nicht ganz ausreichend"
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