RE: Haupttor
Caillan, der Torwächter, hielt Wache. Clara war für ihn kein Überraschungsbesuch, denn seit Tagen sprach man von nichts anderem. Der Herr war verliebt und wandelte wie verzaubert umher! Sehnlich wurde der Besuch der jungen Römerin erwartet. Die forsche Art der Keltin Grunja gefiel Caillan und er öffnete die Sichtluke im Tor:
" Langsam, junge Frau", zwinkerte er ihr zu, bevor er die Luke wieder schloss: "Ich weiß schon Bescheid"
Dann knarrte und ächzte das Tor, weil der Balken zurückgeschoben wurde. Das konnte Caillan nicht alleine bewerkstelligen, zwei Männer halfen ihm.
Nun war die Einfahrt groß genug, dass Durs die Kutsche in den Innenhof zu lenken vermochte. Die den gepflasterten Hof umgebenden Gebäude waren eine Mischung aus keltischem und römischem Stil. Manches war auch rein keltisch wie die Große Halle oder rein römisch wie die beheizbare Therme (die zwischenzeitlich auch beheizt wurde, da der Herbst gekommen war. Die Leute nannten sie im Gegensatz zum Sommerbad das Winterbad)
Überall brannten Fackeln und tauchten den Hof in kupfergoldenes Licht, denn die Sonne war bereits am Untergehen.
Aber schon versammelte sich das Gesinde, Gefolgsleute, Frauen, Sklavinnen und Sklaven. Sie waren jedoch alle ordentlich gekleidet und wirkten wohlgenährt. Vaters beide Hexen, Meowe und Nessi hatte Eisu Ap Comux in den Norden verbannt, das war nichts für die römische Gabinia Clara. Nur Nisca wartete, um der Dame zur Hand zu gehen beziehungsweise deren Sklavinnen zu zeigen, wo sie was finden würden. Eine Dienerin hatte die Dame mitgebracht, eine Keltin wie Nisca selbst.
Alle Frauen waren furchtbar neugierig, wer der Gast denn war, der Eisu Ap Comux so den Kopf verdrehte. Sie blieben wohl erzogen auf ihren Plkätzen, doch wer konnte, reckte den Hals, um einen Blick zu erhaschen.
Dann kam Eisu Ap Comux auf den Hof. Er trug eine blaue Tunika, die die Farbe seiner Augen betonte. Sein Bart war gestutzt, seine Haare leuchtete im Fackelschein. Um seine Schultern trug er einen prächtigen Umhang mit einem komplizierten Muster, der mit einer Spange in Form eines keltischen Lebensbaumes, einem der vielen königlichen Symbole der Dobunni, geschlossen war.
Seine Miene hellte sich auf, als er die Ankommenden sah. Beinahe hätte er es nicht mehr ausgehalten, als es anfing, zu dämmern und wäre den Gästen entgegen geritten. Gerade als er sich auf Peredur schwingen wollte, meldete ihm jedoch ein Junge die Ankunft. Der ganze Mann strahlte.
Er trat zum Wagen und reichte Gabinia Clara seine Hand, damit sie hinuntersteigen konnte (Ein Diener hatte bereits einen Tritthocker hingestellt)
"Lady Gerwina", redete er sie an, ihren germanischen Namen, den sie nur mit Vertrauten teilend, gebrauchend:
"Hundertfach, nein tausendfach willkommen auf meinem Hof"
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