Angebot und Nachfrage
Taurus hatte viel zu tun dieser Tage. Er hatte sich kaum Zeit genommen, seinen neuen Palast so richtig zu genießen. Vielmehr musste er sich mit der Stadt vertraut machen und ausloten, wohin er expandieren würde.
Eine besonders wichtige Begegnung hatte er bereits hinter sich gebracht. Er hatte sich mit diesem aufgeblasenen Patrizier Furius getroffen und ihm demonstriert, wer hier der Chef war. Freilich war es dem Dämlack vermutlich noch nicht selbst klar geworden, doch von seinem Schlag durfte man nicht zu viel Schläue erwarten. Sie dachten, die ganze Welt verbog sich für sie und ahnten deshalb nicht, wenn sich eine Schlinge zuzog, selbst wenn ihnen der Strick längst um den Hals lag.
Doch Furius sollte freilich nicht hängen, dachte Taurus zufrieden. Der Mann war mehr eine Gans, die man ausnehmen konnte solange es einem beliebte.
Er konnte Patrizier nicht leiden. Ihre Arroganz stach in der Nase wie ein übler Geruch und behandelten ihn von oben herab trotz seiner Erfolge. Er war intelligenter als sie alle. Und er hatte vor, dies dieser Stadt klarzumachen. Irgendwann würde er den Ritterstand anstreben für seine Familie... Doch noch hatte es Zeit.
Heute widmete sich Taurus einer Marktbeschauung. An seiner Seite war sein vierzehnjähriger Sohn, Cursor, der sich gewöhnlich still gab. Wie auch seiner Frau war es dem Jungen gar nicht recht gewesen, in die Provinz zu ziehen. Ein Einwand, den Taurus wie üblich ignoriert hatte. Für ihn zählte grundsätzlich, was er selbst für gut befand. Insofern war er in der Zwickmühle, was seinen Sohn betraf. Einerseits wollte er dem Burschen die Flausen austreiben und ihn zu einem Mann machen, der dem Familiennamen Ehre machte. Andererseits hatte er mit Kindererziehung nichts im Sinn. Der einzige Grund, warum er ihn mitgenommen hatte, war seine Frau, die er in ihrem derzeitigen Gemütszustand nicht mit dem Jungen allein lassen wollte. Er mochte mit ihm nichts im Sinn haben. Sie hasste ihn jedoch.
Metella war eifersüchtig wie Hera. Schlimmer eigentlich, denn Hera war irgendwo auf dem Olymp. Metella war hier. Jede Stunde des Tages hier... Eines Tages würde ihr nochmal was Unglückliches passieren, dachte Taurus unglücklich, doch wenigstens gab sie was seine Liebschaften betraf Ruhe, seit sie ein eigenes Zimmer zum 'spielen' bekommen hatte. Eigentlich war auch Taurus ein recht eifersüchtiger Typ, der es nicht leiden konnte, wenn sie andere Männer trafen. Was seine Frau betraf, war dies jedoch nur von Vorteil, denn so ließ ihn die Furie in Frieden, der er eh nie wieder zwischen die Schenkel kriechen wollte.
"Vater schau! Der Viehmarkt!"
"Was hast du denn mit Kühen und Schweinen im Sinn?", fragte Taurus, der die Auslage einiger Schmuckhändler begutachtete. Er überlegte, wem er einen Vertrag anbieten wollte.
"Ich wollte mal die Hunde sehen", sagte Cursor und erstmals horchte Taurus auf.
"Hunde?", fragte er leise und überlegte. Hunde waren gut. Große Tiere für angehende Männer, die sie erziehen mussten und darüber auch etwas über sich selbst lernten. Nein, er fand die Idee ganz und gar nicht schlecht, musste er zugeben, denn er selbst und sein Bruder hatten auch einen besessen, damals. Außerdem hob es vielleicht die Laune des doch recht einsamen Jungen, der hier oben noch niemanden kannte. Eigentlich keine üble Idee (denn dies hielt ihm seinen Sohn vielleicht etwas vom Leib).
"Schön", sagte er, "Lass mich dies hier noch anschauen, dann sehen wir, ob wir bei den Viechern auch einen strammen Hund finden. Aber keinen Schoßhund. Du bist nicht deine Schwester..."
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