RE: Samira wird verkauft
Es war nicht Varros erstes Mal auf dem Sklavenmarkt, wenngleich die Betriebseinkäufe natürlich von seinen Leuten abgewickelt wurden und da auch selten Einzelverkäufe getätigt wurden, sondern gleich ganze Bestände gekauft wurden.
Es war ein ekelhaftes Geschäft, das wusste Varro, wenngleich er darauf keine Rücksicht nehmen konnte. Sklaverei war so normal und gottgegeben wie die Luft zum Atmen, natürlich. Doch selbst ihm ging es nicht völlig am Arsch vorbei, dass die Männer in den Minen nur zu einem Zweck dort hinuntergingen: Um zu sterben.
Nichtsdestotrotz trieb es ihn ebenfalls immer mal wieder hierher. Nicht nur für seinen Privatwohnsitz benötigte er noch gute Haushaltssklaven. Es interessierte ihn auch stets, talentierte Männer oder Frauen zu entdecken, die hart und ordentlich arbeiten konnten.
Und so hielt er schließlich vor dem Verkauf des Händlers Mango an, den er inzwischen kannte. Bei gefühlt jedem großen Verkauf in der Stadt war dieser Schmierenkomödiant beteiligt, ein wandelndes Klischee. Varro konnte ihn nicht leiden.
Sein Geschmack war auch wechselhaft. Mal hatte er ansehnliche Burschen und Mädchen, dann wieder Geschöpfe, vor denen man am liebsten weggelaufen wäre.
Auch die heutige Ware erweckte zunächst nicht Varros Aufmerksamkeit. Ein Mädchen, ein junges Ding, für eine Frau aus Syria irgendwie zu blass. Sie war zierlich, zerbrechlich gar. Varro wusste nicht, ob sie ihm als Gesellschafterin zusagte. Doch dann sah er auf dem Schild, dass sie rechnen konnte. Das wiederum fand er interessant.
"Du, Mädchen", sagte er ohne jedwede Begrüßung in ihre Richtung oder jene ihres Verkäufers. "Stimmt es, dass du rechnen kannst? Auch lesen und schreiben?"
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