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Über Leons Gesicht glitt ein Lächeln, als ihn Domina Stella so freundlich begrüßte. Er freute sich, sie zu sehen, doch sie hatte nun ihren eigenen Hausstand, das war der Lauf der Welt:
"Salve Domina Stella", sprach er: "Es ist nichts mit der Familie in Iscalis, da brauchst du dich nicht bekümmern"
Die Furia erlaubte ihm, sich zu setzen. Das tat Leon, doch zuvor übergab er Furia Stella zwei Briefe.
Der erste war von Stellas Cousin Saturninus:
Meine liebe Cousine Stella, ich hoffe, dass Dives, Stellula und dein Ehemann sich wohlbefinden. Auch Serena und Saturnina und Carus sind gesundheitlich wohlauf.
Vor einigen Tagen erreichte mich dieser Brief von Priamos. Die Katastrophe war wohl schon Ende August. Doch lies selbst! Unsere Ferienvilla in der Via Diomedeimit dem Rosengarten und den Ölpalmen ist verschwunden, als hätte sie es nie gegeben, begraben unter Stein. Ganz Pompeji ist verschwunden. Ich kann mir das gar nicht vorstellen. Wir waren als Kinder ja dort und haben am Meer gespielt. Traurig ist es auch, dass unser gutmütiger Batrachos wohl umgekommen ist. Wenigstens war er alleine dort, doch unsere Batrachis weint sich gerade wegen ihrem Vater die Augen aus. Alles ist ein trauriger Verlust. Mittlerweile weiß ich mehr: Die unvorstellbare Zahl von XX•M (zwanzigtausend) Männer, Frauen und Kinder ist gestorben. Auch der Kommandant der Flotte in Misenum, Plinius Secundus - vielleicht sagt dir der Name etwas, er war über Pomponius mit unserem Großvater Tiberius Saturninus befreundet, ist während einer Rettungsaktion an der Küste bei Stabiae umgekommen. Alles sehr furchtbar! Es umarmt und küsst Dich Dein Tiberius |
Der zweite Brief stammte von Hausverwalter Priamos aus dem fernen Rom:
Priamos, Verwalter der Domus Furia in Rom, grüßt seinen lieben Herren Saturninus im fernen Britannien und hofft, dass er und die seinen sich wohl befinden.
Dies ist mein monatlicher Bericht, doch bevor ich über Alltägliches schreibe, muss ich Dir von der Katastrophe berichten, die sich in den letzten Auguststagen in der Campania zugetragen hat.
Der Vesuv, der schöne, friedliche, bis zu seinen Gipfeln grüne Berg ist heftig ausgebrochen. Es muss grauenhaft gewesen sein. So viele unschuldige Menschen sind unter Asche erstickt, im Pesthauch umgekommen, von der Lava verbrannt worden. Obwohl es Tag war, war es dunkel wie die Nacht, erzählt man. Das wunderbare Pompeji und auch Herculaneum und Oplontis sind nicht mehr, als hätten sie niemals existiert. Auch deine Villa an der Via Diomedei ist ganz und gar verschwunden. Der gute Batrachos, der dort getreulich das Haus für die Familie verwaltete, ist auch umgekommen. Mein Griffel verzagt, und meine Augen haben keine Tränen mehr, um um die Toten zu weinen.
Doch ich möchte Dir weiterhin berichten, dass in dieser schweren Stunde alle Augen auf Kaiser Titus gerichtet waren. Der Caesar Augustus stand mitten im Volk, tröstete, beruhigte, half und schickte Hilfen, Beamte und Geld. Mögen die Götter unseren Caesar Augustus beschützen. Viele nennen ihn jetzt "Ihre Liebe und reine Freude....
Es folgt der Bericht aus der Domus Furia in Rom....
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Leon wartete geduldig, bis Furia Stella die doch umfangreiche Lektüre beendet hatte. Vielleicht wollte sie gleich antworten. Dann würde er das Antwortsschreiben nach Iscalis mit zurücknehmen.