RE: Hundert Jahre Einsamkeit: Am Rande des Brunnenfestes
Ich ging hinter den beiden her, wobei ich aufmerksam blieb, falls meine Domina mir einen Befehl zu geben wünschte.
Aber als Plautius Leander nun meinte, dass Norbana Orestilla ohne väterlichen Beistand ganz und gar schutzlos auf dieser Welt sei und ein kriminelles Subjekt versuchen konnte, feige und hinterhältig sich ihrer süßen, reinen Unschuld zu bemächtigen, da schnaubte ich ganz leise durch die Nase.
Sollte er es nur wagen, der ruchlose Bösewicht. Nicander war schließlich auch noch da. Aufs Maul würde ich den Missetäter hauen, um Domina Orestilla zu beschützen, und dann zertreten, zerfleischen, in kleine Stückchen hacken und auf den Stückchen noch herumtrampeln, so dass keiner den Leichnam je wieder fände, um ihn anständig zu begraben und er dazu verdammt wäre, für alle Zeiten als Gespenst zu spuken. Da war ich so wenig milde wie der übelste Grobian aus einer Atellanenposse
Ich beobachtete den Plautius und dachte zunächst, dass er Domina Orestilla nur in die Ohren blies, um sie von seinen Qualitäten zu beeindrucken. Doch die Stimme und der Ausdruck des Römers verrieten mir, dass er sich nicht verstellte: Seine Besorgnis war echt. Sein Unverständnis gegenüber ihres Vaters war ebenso wenig gespielt.
Auch ich war schlecht auf den Dominus zu sprechen. Hatte er doch meine kleine Cassia weiterverkauft.
So tat es mir in der Seele wohl, wie der ehrenwerte Plautius Leander meinen gedankenlosen Herren unverantwortlich nannte. Doch mit ganz und gar harmlosen Gesichtsausdruck folgte ich den Beiden.
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