RE: Samira wird verkauft
Pytheas hatte den Weg über den Markt genommen, nun hatte sich jedoch eine Menge vor dem Podest eines der Sklavenhändler versammelt, und es gab kein Durchkommen, wenn er sich nicht durchquetschen wollte.
Er hatte es nicht eilig, und so blieb er stehen. Sein Blick fiel auf das junge Mädchen in der weißen dünnen Tunika, das gerade von einem der Sklavenhändler angeboten wurde. Gewisse Anzeichen verrieten ihm, dass es nicht ganz gesund war: Die Blässe des kleinen Gesichtes, eine gewisse Bewegung beim Atemholen. Der Medicus tippte auf eine Schwächung des Herzens: Vielleicht schon im Mutterleib erworben, vielleicht durch eine Erkrankung.
Harte Sklavenarbeit, schlechte Ernährung, Schläge gar würde sie nicht überstehen.
Sie brauchte das, was Hippokrates immer empfahl: Licht, Ruhe, gutes, doch nicht zu reichliches Essen. Aber wer würde bei einer Sklavin schon darauf achten?
Pytheas hätte in seinem Beruf durchaus gerne eine junge Frau angelernt, die sich hätte um die weiblichen Patientinnen kümmern konnten. Einem männlichen Medicus war es verboten, sich beispielsweise mit dem Unterleib einer ehrbaren Römerin zu befassen.
Doch er, Pytheas, wollte keine Sklaven. Deshalb hatte er auch den Freien Wicho als Gehilfen angestellt.
Flavianus Pytheas wäre gerne weitergegangen, aber etwas hielt ihn. Was wäre, wenn die junge Frau in schlechte Hände käme? Ein weiteres vergeudetes menschliches Leben, weggeworfen wie Abfall, wie in den Minen, in den Arenen, überall dort, wo Menschen nichts wert waren.
Der Grieche beschloss, ein Gebot abzugeben, und zu versuchen, das Mädchen zu retten. Was er dann mit ihr machen würde, stand in den Sternen. Er wollte, wie gesagt, keine Sklaven halten.
Titus Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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