RE: [Tablinum] Formvollendung
Wie es sich für einen wohlerzogenen Sklaven gehörte, bemerkte Nefertem den kaum wahrnehmbaren Wink der jungen Claudia Sabina und näherte sich einem gepolsterten Lehnstuhl. Jenen Lehnstuhl schob der iulische Sklave nun direkt hinüber zu Claudia Sabina, damit diese sich hinein sinken lassen konnte. Sogar ein Kissen hatte Nefertem zum besseren Rückhalt drapiert. Die junge Frau sollte es so angenehm wie möglich haben. Immerhin würde dies auch dem ungeborenen Kind zu gute kommen. Ein Kind, dass von seinem Dominus gezeugt wurde und dessen Vater Marcus Iulius Cato war. Nachdem sich seine Domina gesetzt hatte, stellte sich Nefertem seitlich versetzt hinter den Lehnstuhl. Das Pergament hatte er bereits an Claudia Sabina ausgehändigt. So verweilte der aegyptische Sklave vollkommen regungslos, auch wenn seine Augen immer in Bewegung blieben und er seine Ohren gespitzt hatte. Seine Aufmerksamkeit galt einzig und alleine der jungen Claudia und dem Gespräch.
Als der Furier dann erklärte, dass es einen Vulkanbausbruch gegeben hatte und eben auch Eigentum des Furiers den Aschewolken zum Opfer gefallen waren, blinzelte der Sklave einige male. Während er weiterhin wie ein lebendiges, atmendes Möbelstück hinter dem Stuhl der Claudia verharrte. Doch noch bevor man sich weiter über diesen Vulkanausbruch ecchauffieren konnte, fiel seine Domina mit der Türe ins Haus und verkündete, dass sie sich von ihrem Ehemann Marcus Iulius Cato scheiden lassen würde. Natürlich war der Furier nicht begeistert darüber und versuchte Claudia Sabina vom Gegenteil zu überzeugen. Doch seine Domina war von einem stolzen Wesen und würde es sich wohl nicht anders überlegen. Oder etwa doch? Geriet Claudia Sabina nun ins schwanken und wurde weich?
Oh nein. Seine junge Domina beharrte auf ihrem Wort und dennoch versuchte der Furier nun seine Gattin ins Spiel zu bringen. Vielleicht würde ein Gespräch von Frau zu Frau die Wogen glätten und Claudia Sabina zur Umkehr bewegen? Und noch während der Furier auf Claudia Sabina wahrlich mit Engelszungen auf ihn einredete, spürte Nefertem dessen Blick auf sich. Wie sein Blick über ihn hinwegglitt und Nefertem das Gefühl hatte, als würde ein Seidenvorhang über seine Haut gezogen. Natürlich wagte es Nefertem nicht seinen Blick anzuheben, um dem Furier zu begegnen. Oh nein. Dies würde er sich niemals gestatten. Somit wusste er auch nichts von dessen Gedanken. Für Nefertem galt in diesem Moment einzig und alleine die Sorge der jungen Claudia Sabina. Es würde sehr still werden, wenn die junge Frau in die Villa Claudia zurück gekehrt war.
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