RE: Große Halle
Anwen spürte die kalte Stille in der Halle, als Cathbad seine Worte an das Königspaar richtete. Cahir, jung und stark, mit der Kraft eines Mannes, der wusste, dass sein Volk ihn brauchte und Rhian, seine junge Königin, voller Liebreiz und klug. Zweifelsohne würde sie sich nicht dem Willen der Götter entziehen und würde bei ihrem Gatten Überzeugungsarbeit leisten, falls dies notwendig werden sollte.
Noch stand die Priesterin mit aufrechter Haltung an Cathbads Seite. Ihre Augen waren ruhig und unergründlich. Doch als der alte Druide endete, trat Anwen mit einem ruhigen Atemzug vor. Ihre Schritte waren leise, aber und die Spannung in der Luft war greifbar. Jetzt war es an ihr, die Stimme der Götter zu sein, um für Andraste zu sprechen. Ihre Augen ruhten auf dem Königspaar, fest und unnachgiebig, doch auch voller Ehrfurcht vor dem Gewicht dessen, was sie verkünden würde.
"König Cahir", begann sie, ihre Stimme war sanft, aber unüberhörbar. "Die Götter haben ihre Zeichen gesandt. Es ist Andraste, die mich zu dir führt, um ihre Forderung auszusprechen. Die Göttin des Krieges, die einst mit der großen Königin war, als diese sich gegen die römischen Besatzer erhob, wird nun auch ein deiner Seite stehen, wenn du dein Schwert erhebst, um das heilige Albion vom Schmutz der römischen Fremdlinge zu reinigen und sein Volk von seinen Ketten zu befreien. Doch dafür verlangt sie ein Zeichen deiner Hingabe. Ein Opfer, das Albion in die Freiheit führen wird." Anwen hielt inne und ließ die Bedeutung ihrer Worte in der Halle widerhallen. Sie beobachtete die Augen des Königs, um jede kleinste Veränderung sofort einfangen zu können.
"König Cahir," begann sie erneut. "Du hast zwei Söhne, Cormac und Declan," fuhr Anwen fort, und mit jedem Wort schien die Luft schwerer zu werden. "Sie sind das Leben, das du deinem Land geschenkt hast, und sie tragen das Erbe deines Blutes. Andraste will das Blut eines deiner Söhne. Cormac oder Declan – entscheide du, welcher von ihnen ihr geweiht wird. Dieses Opfer wird die Tore zu ihrem Wohlwollen öffnen und ihren Zorn und den Sturm des Krieges über die Römer bringen. Die Adler - mit ihrer Hilfe werden sie alle fallen!"
Die Spannung im Raum war unerträglich. Anwen wusste, dass die Bürde, die sie dem König auferlegt hatte, sehr schwer war. Doch sie trat nicht zurück. Sie war die Dienerin Andrastes und ihre Pflicht war es, den Willen der Götter zu überbringen, auch wenn er grausam war.
"Andraste fordert viel," sagte Anwen schließlich, ihre Stimme weich wie der Wind, der über die Felder fegte. "Doch sie gibt mehr. Mit dem Blut deines Sohnes wird sie unser Volk befreien. Dies ist der Weg, den die Götter für dich und Albion bestimmt haben." Anwen blieb reglos und wartete auf Cahirs Entscheidung.
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