"Ich habe tatsächlich schon mit dem Stück angefangen. Aber Kiki: Ich würde nicht selbst schauspielern. Oh, nicht wegen der Infamie. Sondern weil ich es schlimm finde, wenn Leute schamlos dilettieren. Hast du schon einmal erlebt, wie eine Tochter reicher Leute bei einer Abendeinladung die Leier zupft und dazu singt, obwohl es sich anhört, als würde jemand eine Katze am Schwanz ziehen?
Wenn ich ein Stück geschrieben habe, hätte ich am liebsten, dass es Leute aufführen, die etwas davon verstehen. Schade, dass wir Paris nicht hierherbekommen können. Ich habe ihn in Rom im Theater gesehen. So viele weibliche Geschöpfe lagen ihm zu Füßen", ich schüttelte den Kopf:
"Ich jedoch keineswegs! Pantomimen sind nicht mein Typ" Tat ich wirklich nicht. Mir waren diese Schauspieler zu hübsch und zu mädchenhaft. Ein Mädchen war ich schließlich selbst. Mir gefielen reifere Männer mit breiten Schultern wie
Peti... hach ja. Ich sprach es nicht aus. Kiki hatte schon lange verstanden und überlegte, was
ich Rufus bieten konnte, um hervorzustechen.
Ich klatschte in die Hände:
"Ein intimes Soiree! Welch wunderbarer Einfall! Und dabei wird ein Stück vorgetragen, dass ich extra für Petilius geschrieben habe. Nichts langes, etwas kurzes. Etwas, das meine Gefühle offenbart, ohne schwülstig zu sein. Leicht, beschwingt, fröhlich sollte es sein. Rufus muss doch so viel arbeiten. Ich hätte große Lust, mit meinen Fingerspitzen seine Schläfen zu massieren...", ich unterbrach mich, als die Kutsche einen besonders heimtückischen Hopser machte:
"War das nun ein Omen der Zustimmung oder wollte das Schicksal Bescheid sagen, dass lieber nicht?", fragte ich Kiki.
Während Bassa von ihrem Gatten schwärmte, fragte mich Kiki flüsternd, ob Bassa Griechisch verstände.
"Man hat es versucht", flüsterte ich meiner Freundin zu.
"Redet ihr etwa heimlich Griechisch?", fragte Bassa sofort.
"Äh nein, Kiki ist nur so beindruckt von dem, was du erzählst, da war sie glatt mit ihrem Latein am Ende", sagte ich freundlich.
"Ja, das kann ich aus vollstem Herzen verstehen. Wartet, bis ihr ihn kennen lernt. Mein Pertax ist eine solche
Koprophäe"
Ich musste wieder husten:
"Koryophäe", flüsterte ich heiser.
Kopros hieß Dung.
"Sagte ich doch"
Zumindest wusste Kiki jetzt, auf welcher Basis sich Bassas Griechischkenntnisse bewegten. Bevor meine Verwandte einschnappen konnte, griff ich aber nach ihrer Hand:
"Und die Ehe bekommt Dir so gut. Du siehst so vornehm und blühend aus. Ich habe leider die Statuen für die Musen schon in Auftrag gegeben, sonst hätte ich dich gebeten, mir für die göttlichen Schönheiten Modell zu stehen, meine Furia Bassa"
Während ich schmeichelte und Konversation führte (Das Lügen wurde immer leichter), näherte sich Kiki aber meinem Anliegen so, wie der Kapitän eines Schiffes zielsicher den gewünschten Hafen ansteuerte:
“Dann speist ihr sicherlich oft mit ihm und seiner Frau?“ fragte sie.
Bassa konnte schlecht den Rückzieher machen. Ein wenig errötete sie jedoch:
"Ja, das tun wir selbstverständlich oft. Petilius Rufus fragt meinen Pertax ständig um Rat, musst du wissen, Hoheit. Solange ihr hier seid, müsst ihr auch unbedingt einmal zu einem Abendessen mitkommen. Mein Pertax stellt euch dem Statthalterehepaar vor, wenn ich ihn darum bitte. Schließlich bist du, liebe Sabina, eine Verwandte und du, werte Kiki, eine Prinzessin, von Geblüt.
Entweder speisen wir dann im Praetorium oder in unserer
kleinen glücklichen Welt. So nenne ich mein und Pertax Zuhause. Das Praetorium selbst ist freilich prächtig und eine Besichtigung wert"
"Das würde ich zu gerne sehen", warf ich ein:
"In Iscalis wird sie der Neid fressen, wenn ich dort den Honoratiorengattinnen erzähle, wie vornehm Furia Bassa es getroffen hat und wie ihr einflussreicher Mann ihr jeden Gefallen tut", ich schlenkerte etwas mit den Füßen.
"Ihr Armen, dass ihr in der Provinz leben müsst", sagte Furia Bassa bekümmert: "Londinium ist doch der einzige Ort in Britannien, in dem es eine kultivierte Dame aushält! - Wenn ich euch eine Einladung verschaffe, werde ich euch etwas zum Anziehen leihen müssen. Das tu ich aber gerne. Ihr könnt schließlich nichts dafür, dass ihr aus Isengard kommt"
"Iscalis heißt der Ort. Und danke für deine große Freundlichkeit. Du bist wie eine Schwester zu uns, teuerste Bassa"
Ich hätte Bassa liebend gerne einen Tritt gegen das Schienbein versetzt. Kiki und ich trugen nämlich noch unsere Reisekleider, die anlassgemäß eher schlicht und bequem waren. Aber eine Truhe hatte ich dabei und oh, mit meiner
abitra elegantiarum würde ich noch zum Schneider gehen.
Dann ging das Gespräch noch um Schwangerschaften und Babies, wobei Bassa sagte, dass sie viel mehr litte als jede andere Frau, weil Pertax doch so groß und stattlich wäre, und das an jeder Stelle, weshalb das Ungeborene vermutlich auch... nun ja.
Als Bassa dann gegangen war, und wir unter uns waren - nun , ich achtete darauf, dass auch das Sklavenpaar, das sie uns ausgeliehen hatte, nicht in der Nähe war, nahm ich Kiki an der Hand und stieg mit ihr hoch in den zweiten Stock:
"Such dir bitte das Cubiculum aus, das du leiden magst, liebe Kiki. Sie sind alle sehr hübsch", sagte ich, lief in eines hinein und warf mich auf ein rosiges Seidenlaken:
"Oooh, tut das gut", ich streifte die Haussandalen ab und hielt eines der Kissen vor mich hin:
"Soo groß und soo stattlich ist die Koprophäe! Ich habe gedacht, ich muss sterben", sagte ich und wollte mich ausschütten vor Lachen:
"Bitte, bitte berate mich Morgen gleich beim Kleiderkauf. Schon damit ich keines von Bassas Kleidern anziehen muss"