RE: Nachts in den Thermen
Ich hatte noch nie eine Person getroffen, die sich so offen nichts aus den Göttern machte. Nicht, dass es mich beunruhigte. Doch selbst Agamedes, der sich als Philosoph auf seinen Intellekt verließ, meinte, dass es besser sei, den Göttern zu geben, was ihnen zustand als es nicht zu tun. Leute, die es nicht mit den Göttern hatten, hatten es jedoch oft mit Magie. Doch auch hier war Kiki völlig unbeleckt:
"Alles durch die eigene Kraft? So mutig bin ich nicht. Nein, der Trank war scheußlich. Ich glaube, wenn ich den hätte Cato in den Wein schütten wollen, wäre ich aufgeflogen. So hat mir mein Versagen vielleicht das Leben gerettet"
Mir fiel noch etwas ein: "Was erzähle ich Furia Bassa, wer du bist? Sie ist eine Verwandte von Saturninus und auch meine, und sie wird uns eine Wohnung überlassen. Kann ich ihr sagen, dass du zu Besuch aus Alexandria gekommen bist? Ich könnte ihr sagen, dass deine Familie aus Meroe stammt und Du bist eine Adoptivtochter einer Tante der Kandake. Das ist adlig genug, aber nicht so adlig, dass man wegen dir irgendein Zeremoniell abhalten müsste. Du bist doch Nubierin und hast als Kind in Nubien gelebt, oder? Ich kannte eine nubische Hati und eine Sela, doch sie waren Sklavinnen und keine Prinzessinnen ",
Meine Vorstellungskraft war am Arbeiten:
" Bassa wird es glauben. Sie glaubt das Meiste, was man ihr erzählt. Oh, keine Angst vor ihr. Sie hat ein bisschen einen Putzzwang, glaube ich, weil keine Sklavin kann es ihr Recht machen. Und sie betet ihren Ehemann an. Der ist ein Libertus von Petilius Rufus übrigens. Damit Saturninus erlaubt hat, dass er Bassa heiratet, muss der ihm einen Riesengefallen getan haben. Genaues weiß ich nicht. Mit Klatsch hält sich meine Cousine Serena zurück, obgleich das doch so viel Spaß macht", ich plätscherte noch ein wenig. Meine Fingerkuppen waren ganz verschrumpelt.
Dann wurde es noch interessanter. Kiki vertraute mir das Geheimnis an, wie man einen Mann für sich gewann. Der Beischlaf bedeutete ihnen ja nicht so viel wie mir. Aber ihm etwas zu bieten, was sein tiefstes Verlangen und das Risiko wert war?
"Das ist schwierig, Kiki!", rief ich aus: " Ich habe nicht viel mehr als meinen Namen. Und der gehört zu einer großen Vergangenheit, die blutig war und nicht immer ruhmvoll. Die Wogen der Zeit sind längst über uns weggegangen. Es gibt keine bedeutenden Claudier mehr. Die einzige Verbindung, die ich zu den Mächtigen habe, ist, dass ich mich, als ich in Rom war, mit Iulia Titi, der Tochter von Kaiser Titus, angefreundet habe. Sie ist drei Jahre jünger als ich. Da war ihr Vater noch gar nicht Kaiser.
Wenn Rufus Frau wenigstens unfruchtbar wäre! Da könnte ich punkten. Doch das ist sie nicht..,. Ach, Kiki, darüber können wir auf der Reise noch nachdenken, da haben wir viel zu tun. Jetzt muss ich aus dem Bad, sonst wachsen mir Flossen"
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