RE: Gemach Furia Serena
Saturninus hätte beinahe, aber nur beinahe, seine kleine Tochter selbst auf den Arm genommen, um ihr den Bruder zu zeigen. Aber Serenas Stimme ließ ihn inne halten, und wieder einmal fühlte er große Dankbarkeit in sich, sie an seiner Seite zu haben. Sie ließ ihn nicht schwanken, sie zeigte ihm stets den richtigen Weg. Jetzt Saturnina Aufmerksamkeit zu schenken, würde sie nur weiter verziehen.
Saturnina war viel zu aufgeweckt, um nicht neugierig zu sein. Nun wandte sie den Kopf, aber immer noch bereit, ihr Gesicht wieder an Cassias Hals zu verstecken.
"Carus", piepste sie: "Sehr klein. Kleines Baby" , ihre dunklen Augen funkelten widerspenstig. Grüßen tat sie Aulus Furius Carus aber nicht.
Jetzt erboste sie Saturninus tatsächlich. Er hatte sich auf ein gemütliches Abendessen im Familienkreis gefreut, doch so viel Ungezogenheit konnte er nicht durchgehen lassen:
"Cassia, bringe Saturnina auf ihr Zimmer. Sie geht heute ohne Abendessen ins Bett", befahl er:
"Eventuell ist eine kecke Akrobatin doch nicht der richtige Umgang. Ich wollte Saturnina mit Cassia eine Freude machen, aber mit solcher Undankbarkeit vergilt sie meine Güte. Da sie für ihr Alter schon viel eigenen Willen zeigt, was meinst du, teuerste Gemahlin, sollte sie vielleicht jetzt bereits an nützliche weibliche Fertigkeiten herangeführt werden?"
Weben vielleicht, doch das wusste Serena besser als er selbst:
" Sobald du aus dem Wochenbett aufgestanden bist und dich gut fühlst, lass uns mit beiden Kindern aufs Landgut fahren. Das heißt, Saturnina darf nur mitkommen, wenn sie bis dahin Fügsamkeit gelernt hat"
Von Serena konnte sie dieses Temperament nicht geerbt haben. Hoffentlich kam sie charakterlich nicht nach ihrer Tante Stella, die auch glaubte, bei jeder Gelegenheit Männern widersprechen zu dürfen.
Saturninus drückte Serena einen keuschen Kuss auf die Stirn. Dabei rechnete er kurz aus, wann er ihr wieder beiwohnen durfte. Ein Sohn war gut, doch es war noch besser, einen zweiten Bruder in Petto zu haben, falls dem Ersten etwas zustieß. Das erinnerte ihn an Tiberius, seinen Sohn mit Furiana Deirdre. Bei Gelegenheit (vielleicht beim Fischteich?) musste er mit Serena über Tiberius sprechen. Er würde nie diesen Jungen vor seine Kinder mit Serena setzen, aber es wurde Zeit, dass er eine römische Erziehung bekam - auch wenn Deirdre eine gute Mutter war. Schließlich war er ein Furius:
Mittlerweile brachten die keltischen Köchinnen einige nahrhafte Speisen: Eine kräftige Hühnerbrühe für die junge Mutter, die mit Fenchel gewürzt war, was den Milchfluss anregen sollte und noch einige kleine Brötchen, Käse und Oliven. Die Sklavin Sarapion bediente beim Essen.
Saturninus hätte sich zurückziehen können, aber er wollte Serena so gerne Gesellschaft leisten. Sie war so zierlich und zart, bleich lag sie in ihren Kissen. Er wusste nicht, wie es ihr zeigen, doch er liebte sie sehr.
Phaedra wiegte Carus und sang ihm leise auf Griechisch etwas vor.
"Es geht nichts über dieses Heim, wie du es mir tagtäglich mit deiner ordnenden Hand schaffst, meine Gemahlin", sprach Saturninus und schaute seine Frau mit großer Zärtlichkeit an:
"Magst du, dass ich bei dir sitzen bleibe? Oder möchtest du lieber ausruhen?"
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