RE: Nachts in den Thermen
Ich zuckte etwas gleichgültig mit den Schultern. “In Rom waren die ja meistens ganz ruhig. Und ich weiß nicht, wie viel man wirklich auf die Geschichten über sie geben darf. Diese Sache mit dem Blut trinken und Menschenfleisch essen… das klingt schon sehr erfunden, oder?“ sinnierte ich über die Christianer. “Aber allein, dass sie einen verurteilten Straftäter verehren, ist schon ziemlich abwegig, also wer weiß, vielleicht stimmt der Rest auch.“ Ich machte mir im Allgemeinen wenig Gedanken um diese Sekte, wenn sie nicht grade ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgingen und Steine auf Juden warfen. Die dann wieder zurückwarfen und am Ende hatte man wieder verfeindete Banden auf den Straßen, die die Geschäfte störten.
Dann erzählte sie, dass sie den versuch, ihren Ehemann zu verfluchen, so dermaßen vermasselt hatte, dass sie am Ende selbst ohnmächtig gewesen war, und ich musste vor vergnügen lachen und planschte dabei fröhlich im Wasser. “Oh nein“, lachte ich und schüttelte den Kopf. “Hat der Trank wenigstens geschmeckt?“
Sie fragte, was ich von Magie hielt, und ich lächelte noch immer, als ich wieder mit den Schultern zuckte. “Ich habe einmal gesehen, wie magische Amulette hergestellt wurden. Und das magischste daran war, dass Leute tatsächlich Geld dafür bezahlt haben.“ Ich glaubte nicht an irgendwelche schützenden oder schädigenden Zauber. Auch die hatte ich ausprobiert, so weit ich das gekonnt hatte, aber ebenso wie die Götter blieb auch der Zauber stumm und Gleichgültig.
“Ich glaube lieber an mich selber und die Dinge, die ich tun kann. Und nicht wenige Frauen meinten deshalb, dass ich einen Mann verzaubert haben müsste, oder verflucht. Allerdings ist dann Schönheit und Witz Magie, und Erfahrung und Übung sind Zauberformeln.“
Ich war inzwischen gut eingeweicht und setzte mich deshalb auf den Rand des Beckens, bevor ich noch schrumpelte. Sabina erzählte mir derweil von ihren Wünsche, und ja, die waren schon ziemlich hoch und wahrscheinlich auch unrealistisch. Petilius Rufus war Politiker, noch dazu ein hohes Tier. Wenn der sich einfach von jeder Stola und einem Augenklimpern verführen lassen würde, wär er auf seinem Posten sicher nicht so hoch aufgestiegen.
Ich überlegte also einen Moment gründlich, ehe ich antwortete. “Das Geheimnis einer guten Hetäre besteht nicht darin, dass sie mit einem Mann schläft. Das kann jede Sklavin und jede Lupa. Sex ist weder schwierig, noch irgendwie besonders. Weder verschafft es einem Reichtum, noch Respekt.“
Ich erinnerte mich, als ich diese Worte zum ersten Mal gehört hatte. Vor mittlerweile zehn Jahren von Aglaia. “Das Geheimnis besteht darin, zu wissen, wonach ein Mann sich sehnt. Was es ist, was er tief in seinem Herzen wünscht, aber nicht darüber spricht. Was sein tiefstes Verlangen ist.“
Ich sah die Claudia an. “Du bist Römerin, also ist das Risiko groß für ihn, sich auf dich einzulassen, wenn es mehr als ein einziges Mal sein soll. Also musst du ihm etwas bieten, dass dieses Risiko wert ist. Und um herauszufinden, was das ist, müssen wir den Mann wohl etwas besser kennenlernen.“
Ja, ich sagte wir, denn ich glaubte nicht, dass Sabina das alleine bewerkstelligen könnte. Und die Claudia bezahlte fürs erste besser als Saturninus, ohne dass ich mich dafür einschließen lassen musste. Und meine unverbrüchliche Treue galt dem Meistbietenden.
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