RE: [Tablinum] Claudia Sabina bittet um einen Termin
"Es war eher der Ruf deines Vaters als der deine, werter Plautius Leander", gab ich zu: "Obwohl ich damit keinesfalls sagen will, dass dein Ruf schlecht ist"
Ich nahm auf der äußersten Korbsesselkante Platz - nicht weil ich auf dem Sprung, sondern weil mein Gewand heute so voluminös war:
"Warum ich gekommen bin? Ich habe ein Problem privater Natur, dass aber auch rechtliche Konsequenzen hat. Da ich annehme, dass du weniger Zeit hast als ich, falle ich gleich mit der Tür ins Haus: Ich werde mich von meinem jetzigen Ehemann Marcus Iulius Cato scheiden lassen"
Ich sagte nicht: Ich möchte. Ich wollte, und ich würde es tun. Dennoch war es seltsam, das gegenüber eines Fremden laut auszusprechen:
" Ich möchte jedoch meine Mitgift nicht verlieren. Es ist mein Geld - selbst wenn es mir rechtlich nicht zusteht. Ich werde es brauchen. Welche Begründung muss ich liefern, dass ich meinem Mann nichts davon überlassen muss? Und überhaupt, um mich schnellmöglich von ihm zu trennen?"
Ich holte tief Luft. Ich merkte selbst, dass mir die Worte durcheinander gerieten. Ich verknotete meine Hände in meinem Schoß.
Es war bestimmt ein Fehler, hergekommen zu sein. Auch der Plautius war ein Mann. Eine Krähe hackte der anderen kein Auge aus. Die Männer hielten zusammen. Zumal ich offensichtlich schwanger war mit einem Kind von Iulius:
"Agamades, zeige dem ehrenwerten Herr Rechtsgelehrten die Abschrift des Ehevertrages"
Mein Hauslehrer rollte die Schriftrolle aus.
In diesem Vertrag wurde die Mitgift quittiert und der Unterhalt der Braut während der Ehe und die Rückgabe der Mitgift im Falle einer Scheidung geregelt. Für den Unterhalt der Braut hatte der zukünftige Ehemann gemäß seiner Möglichkeiten zu sorgen. Mein Vormund sicherte allerdings vertraglich eine jährliche Zahlung aus den Ländereien meines Vaters von zehntausend Sesterzen zu, da ich sie selbst nicht erben durfte, obwohl ich sein einziges Kind war.
Ich hatte Schmuck von Cato bekommen, den ich sehr gerne mochte. Die eigentliche Mitgift hatte einen Geldwert von 1500 Denaren, dazu kamen verschiedene Kombinationen von Kleidung, die einen Wert von je 140 bis 400 Drachmen hatte. Und ich hatte eigenen Schmuck, den ich an meine Töchter weitergegeben hätte, sowohl Mäntel, Möbel, Statuen, Lampen, kostbares Glas, Gefäße und alle meine Möbel.
Im Falle, dass er sich etwa wegen Unfruchtbarkeit scheiden lassen würde, musste mir Cato meine Mitgift je nach Wunsch in Naturalien oder den Geldwert zurückgeben.
" Und was würde mit unseren gemeinsamen Projekten geschehen: Der Fertigstellung des Sabinatheaters ? Und dem Hochzeitsgeschenk der Furier, einer wertvollen Statue des Ganymed? Gibt es etwas, was du mir raten kannst?"
Die Möglichkeit, dass ich mich scheiden ließ, war gar nicht aufgeführt. Weder mein sittenstrenger Vormund, noch mein Gatte hatten anscheinend mit solch Affront gerechnet.*
*Sim off: Mir fiel beim Schreiben auf, dass der Ehevertrag Cato- Sabina nie ausformuliert wurde. Daher hier eine grobe Zusammenfassung des Inhaltes
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