Ich hatte mir fast so viel Gedanken gemacht über meine Kleidung wie damals, als Cato meinen Vormund um meine Hand bat. Nur die Vorfreude und der Wunsch, einem geliebten Mann gefallen zu wollen, fehlten diesmal. Keinesfalls wollte ich heute wie ein dummes Kücken erscheinen, sondern lieber wie eine erwachsene Matrona. Ich war ahnungslos, aber nicht dumm. Es war nicht meine Schuld, dass mein Vormund und mein Mann gemeint hatten, mich von allem fernhalten zu müssen.
Ich trug also ein helles Gewand, darüber eine dunkelblaue Stola und Schmuck aus Gold und schwarzem Onyx, und ich war sorgfältig geschminkt: Helle Haut, rote Lippen, die Augenbrauen mit Ruß nachgezogen. Meine Haare hatte ich vorne in Löckchen legen und verstärken lassen, denn obwohl ich keinesfalls an Haarausfall litt, reichte mein eigenes Haar nicht für all die Pracht. Ich hatte auch Parfüm aufgelegt, allerdings nicht zu reichlich: Der Anwalt sollte denken können und nicht benebelt werden. Meine hübschen dunkelblau gefärbten Schuhe gingen mir bis zu den Knöcheln und waren ganz weich. Da fiel es hoffentlich nicht so auf, dass ich bereits ein wenig watschelte.
Alles war so, wie es sein musste, auch wenn ich auf Grund
meiner Frisur den Kopf nicht gut drehen konnte. Doch die Damen des Kaiserhaus waren genau auf diese Weise frisiert, und ich legte Wert auf Mode.
Ich hatte Agamedes als meinen Sekretär mitgenommen, obwohl das nicht seine Aufgabe war, doch er schlug es mir nicht ab. Er war bemerkenswert uneitel. Er grüßte den Ianitor freundlich (der soweit ich verstanden hatte, auch eine Art Sekretär war und den Termin vergeben hatte) und dann ließen wir uns in das Tablinum der Casa Plautia führen.
Agamedes hatte meine Unterlagen dabei, darunter eine Abschrift meines Ehevertrags, der damals am Hochzeitstag im Tablinum ausgestellt worden war.
Der Sohn des Hausherren: Plautius Leander, ich nahm an, dass er es war, weil Plautius Seneca nachdem was man hörte, schon steinalt war, und dieser Mann dagegen mittleren Alters, arbeitete konzentriert an irgendwelchen Papieren, wie sich das für einen Anwalt gehörte.
" Salve werter Rechtsgelehrter Plautius Leander. Ich danke Dir, dass Du mich so schnell empfangen konntest", sagte ich.