[Tablinum] Claudia Sabina bittet um einen Termin
Leander war nun nicht unbedingt davon begeistert gewesen, als Hector ihm eröffnet hatte, dass er an seinem freien Tag einen Termin für ihn ausgemacht hatte. Eigentlich hatte Hector keine Termine für ihn zu schließen, wo käme man denn da hin? Schon, als Leander nur Sklave und Maiordomus war, hätte Hector diese Befugnis nicht gehabt. Aber jetzt, wo er der erbe von allem hier war, erst recht nicht.
Nachdem Hector aber erklärt hatte, dass dieser Termin eine dringliche Angelegenheit von Claudia Sabina wäre und er der Oberschicht der Stadt wohl schlecht eine Absage hätte erteilen können, verstand Leander den Gedankengang und beließ es bei einer eindringlichen Ermahnung, fortan die Grenzen besser zu wahren und nicht die Kompetenzen zu überschreiten. Er wollte nicht schwach wirken in seiner neuen Position, sonst tanzten ihm bald alle auf der Nase herum, aber in diesem speziellen Fall war es hoffentlich gerechtfertigt.
Und so saß er an seinem freien Tag vormittags im Tablinum des Hauses und wartete, während er nebenbei die Rechnungsbücher von Seneca durchging. Eine Pflicht, die letztendlich ihm nützen würde, aber dennoch einen erstaunlichen Teil seiner Zeit fraß, denn obwohl er schon seit Jahren die Buchhaltung erledigte, fanden Senecas Töchter – seine Schwestern de jure – immer neue kreative möglichkeiten, das Geld ihres Vaters auszugeben, und Seneca tat nicht wirklich etwas dagegen.
Überhaupt tat er in letzter Zeit sehr wenig. Im Moment schlief er in der Bibliothek und sein rasselnder Atem war bisweilen zu hören, wenn ihn ein Hustenanfall plagte. Leander hatte zwei Sklavinnen abgestellt, über ihn zu wachen, aber es war nicht zu erwarten, dass er heute wesentlich mehr tun würde als in den letzten Wochen. Tatsache war, mit Caius Plautius Seneca ging es dem Ende zu, und Leander musste nun wirklich eine Braut finden. Der Plan, sich eine auf dem Markt zu kaufen, war noch immer nicht vom Tisch und würde von ihm wohl bald umgesetzt werden, wenn sich sonst wirklich keine annehmbare Alternative auftat.
Claudia Sabina würde wohl keine solche Alternative sein, weshalb Leander Gedanken in diese Richtung für die nächste stunde verbannte und sich erst einmal auf seine Bücher zu konzentrieren versuchte und auf welches Anliegen auch immer Claudia Sabina haben mochte, wenn sie einträfe.
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