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Pytheas hatte sich gewünscht, dass der Kaiser ihn vergessen würde. Nun war Kaiser Vespasian tot. Die Provinzialverwaltung hatte dreitägige Trauer angeordnet.
Der Medicus machte ein angemessen betrübtes Gesicht. Vespasian war ein guter, gerechter Patron gewesen, obwohl er ihm unter all den vielen nie nahegestanden hatte. Er hatte ihn eigentlich nur von seinem Vorgänger übernommen.
Doch die Trauer machte einem anderen Gefühl Platz. Dem von Hoffnung und Freude: Ich bin frei, jubelte etwas in ihm. Titus weiß nicht einmal, dass ich existiere. Er hat meine Dienste nie benötigt. Bis er meinen Namen im Haushaltsbuch findet, kann ich alt und grau sein. Und dann:
Wir sind frei. das muss ich sofort Atreus erzählen. Wir sind frei, und mit seinem Namen und unserem Geld können wir hinreisen, wohin wir wollen. Erinnerst du dich, Atreus? Pytheas, der berühmte Entdecker, dessen Name ich trage, schrieb von einem Land, in dem das Wasser gerinnt wie Milch. Gefriert meinte er wohl. Wir könnten das und noch mehr mit unseren Augen sehen, wenn wir so mutig sind wie der erste Pytheas....
Pytheas würde Trauerkleidung anziehen. Als Klient des Verstorbenen wurde auch erwartet, dass er an allem Gedenken teilnahm, und Pytheas war nicht der Mensch, sich einer Pflicht zu entziehen.
Und dennoch blickte der einstige Sklave, der Freigelassene Flavianus Pytheas gegen den Himmel und dankte dem Schicksal.
Wegen der Staatstrauer geziemte sich nicht, zu rennen. Doch da die Praxis im Neubaugebiet geschlossen blieb, machte er kehrt und ging zur Villa Octavia zurück >>>