RE: Nachts in den Thermen
“Vielleicht sollten wir den Statthalter überreden, ein paar hübsche Schlangen dann nach Londinium bringen zu lassen! Hattest du schon mal eine Schlange in der Hand, Sabina?“ führte ich das Thema weniger pessimistisch fort, während wir uns umzogen. Diesmal war kein Leon dabei, der für ein bisschen Spaß beim Bad sorgen würde. Hachja, seine besonderen Fähigkeiten würde ich schon ein klein wenig vermissen. Aber vielleicht gab es sogar in Londinium adäquaten Ersatz – wenngleich ich das stark beschäftigte, ich hatte schon viel zu viele Männer und viel zu wenig wirkliche Freude dabei – und so oder so war mir meine Freiheit mehr wert. Ernsthaft, würde es ein einfaches Gerät geben, mit dem eine Frau sich genauso effektiv selbst befriedigen konnte, etwas handliches mit vielleicht netter Vibration, würde ich die Anschaffung eines Hundes der eines Mannes vorziehen.
Dann aber schüttelte ich mich gespielt, als sie meinte, sie wollte Stoikerin werden und habe deshalb eine Weile nur kalt gebadet. “Oh, nein, das käme mir nicht in den Sinn. Ich mag es warm und weich und gemütlich. Da halte ich es lieber mit den Hedonisten als den Stoikern.“ Kalt baden, brrr. Höchstens, um die Haut zu straffen und meine Brustwarzen hervorzukitzeln, aber doch nicht einfach nur so.
Zum Glück hatte Sabina mit ihrem Kind die perfekte Ausrede für ein warmes, gemütliches Bad und weder kalte Waschungen, noch Sport draußen im Dunkeln. Ich hoffte zumindest, dass das eine Ausrede war und sie nicht wirklich irgendwas davon vermisste.
Ich war schon nackt, als sie den Vertrag noch herauskramte. Sie hatte ja gesagt, sie würde einen aufsetzen. Ich las und schaute dabei hin und wieder zu ihr hinüber. “Hast du ihn selbst aufgesetzt? Du kannst großartig mit Worten umgehen“, schmeichelte ich ihr. Ein Rechtsgelehrter hätte mir definitiv viel mehr Fallstricke eingebaut, als sich auf irgendwelche mündlichen Absprachen zu berufen. Prima. Ich trug 950 Sesterzen pro angefangenem Monat bei meiner Vergütung ein. Tausend wären zu auffällig gewesen, und 900 bekam ich von Saturninus. Mit Aufwandspauschale und Steuern – meinen eigenen natürlich – kam ich dann auf 950.
Ich unterschrieb auch gleich und führte ein kleines, mädchenhaftes Freudentänzchen mit obligatorischem Quietschen auf. “Ich freu mich schon auf Londinium! Oh, das wird großartig! Wir müssen so viel ansehen! Natürlich ins Theater, und den Statthalterpalast. Am liebsten würd ich mich ja in den Tempel des Mithras schleichen, nur um zu sehen, was die Kerle da so geheimnisvolles treiben, aber gut, das lassen wir vielleicht. Oh, und wir müssen zu einem Schneider, uns neue Mode ansehen! Oder was möchtest du machen, Sabina?“ Ich wollte uns auch noch mindestens eine Einladung zu einem möglichst dekadenten Fest sichern und Aglaia besuchen, aber das musste ich meiner jungen Geschäftspartnerin hier ja nicht auf die Nase binden.
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