RE: [ Der Gutshof der Furier] Blumengarten und Fischteich
Der Furier nahm mich bei der Hand, nachdem Frowin gegangen war. Er führte mich zu diesem Fischteich, von dem er gesprochen hatte. Ich musste gestehen, dass ich im ersten Moment etwas enttäuscht gewesen war, denn ich hatte einen See erwartet – einen großen See! Doch das war etwas, was man in meiner Heimat abschätzig höchstens als Wasserloch bezeichnet hätte. Aber in der Tat war dieses Wasserloch mit allerhand Fischen gefüllt. Der Römer zählte mir dann auch auf, welche Fischarten sich im Wasser tummelten und weswegen sich die Römer diese Fischteiche zulegten. "In meiner Heimat gibt es große Seen mit vielen Fischen darinnen. Im Herbst kannst du Lachse springen sehen, wenn sie die Bäche hochschwimmen, um zum Ort ihrer Geburt zurückzukehren." Ein wenig beneidete ich diese Lachse. Zwar würden sie nach ihrer Rückkehr sterben, wenn sie ihren Laich abgelegt hatten, doch sie starben dann in ihrer Heimat. Ein Privileg, das mir verwehrt bleiben würde. Ich versuchte den dunklen Gedanken von mir wegzuschieben und plapperte stattdessen lieber weiter über Lachse. "Der Lachs ist ein wichtiges Tier in meiner Heimat, denn er ist der Bewahrer des Wissens. Es gibt eine Geschichte darüber. An bradán feasa heißt sie – der Lachs der Weisheit. Wer von ihm isst, auf den geht sein Wissen über."
Aber wie es schien, stand ihm im Moment nicht der Sinn nach fremden Geschichten über irgendwelche schlauen Lachse, die am Ende doch im Kochtopf landeten. Stattdessen führte er meine Hand zu seinem Mund und küsste sie. Ich verstummte ganz und sah ihn auf diese überraschte Art an. Kurz nachdem ich in sein Haus gekommen war, hatte er mir schon einmal gestanden, dass er etwas für mich empfand, was weit mehr als nur Sympathie war. Das hatte mir damals schon sehr gefallen, denn es kam zu einer Zeit, in der ich glaubte, alles verloren zu haben. Es gab niemand mehr in meinem Leben, dem ich etwas bedeutete. Doch ihm bedeutete ich etwas!
Nun sprach er wieder davon, dass ich ihm damals schon in Ceridwens Hütte gefallen hatte, als er mich zum ersten Mal sah. Ich konnte mich noch gut daran erinnern, denn dies war der Moment, da auch ich zum ersten Mal einem Römer so nah gewesen war und mit ihm sogar gesprochen hatte. Er fragte mich nun, ob ich so kalt wie ein Fisch sei, der die Liebe nicht kenne und ob ich ihn deshalb abweisen würde. Aber ich war kein Fisch, denn in mir drinnen brannte ein Feuer und dort war dieses Gefühl, das mich auf eine gewisse Weise zu ihm hinzog. Nicht nur, weil ich wusste, dass ich ihm noch etwas schuldig war. Er hatte mich gerettet und mir die Freiheit wieder zurückgegeben. Er war so edel, so gut! "Du hast mir schon einmal gesagt, dass du dich in mich verliebt hast." Ich trat etwas näher an ihn heran und küsste ihn dann sanft auf seine Lippen, so wie damals. Ich hoffte, er würde auch wieder, wie damals, diesen Kuss erwidern. Plötzlich spürte ich, wie ich mich danach sehnte, dass er mich berühren möge. Dass er mich will. Mein Kuss wurde fordernder und ich schmiegte mich nun an ihn. "Ich will dich!" flüsterte ich ihm zu. "Jetzt!"
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