RE: [Haus der Occia ] Tarutius
Die Perplexität der Bürgerin war nicht gespielt. Corvus schien seinen Vorgesetzten gegenüber seiner Familie nie erwähnt zu haben:
"Ich bin Corvus Vorgesetzter aus Iscalis. Er ist offizieller Dolmetscher der Provinzialverwaltung" erklärte Saturninus widerwillig.
"Hat er das nicht erzählt oder geschrieben? Ich bin mir sicher, dass ein junger Römer auf einen Posten im Staatsdienst stolz sein kann"
Occiana Belana bat sie hinein- den Furius und auch die neuerworbene Sklavin. Sie bot ihm einen Platz im Korbstuhl an. Phaedra blieb hinter ihm stehen ohne eine Miene zu verziehen. Sie musste müde sein, aber sie ließ es sich nicht anmerken. Saturninus beschloss, sich später mit dieser merkwürdigen Sklavin zu befassen, auf der Reise nach Iscalis hatte er Gelegenheit.
Die Hausherrin verschwand und kehrte dann mit dem Hausherren Occius Exoratus zurück. Die älteren Leute wirkten nun sehr besorgt. Sie fragten ihn direkt, ob ihrem Pflegesohn etwas zugestoßen sein könnte.
"Ich hoffe doch, dass Tarutius wohlauf ist", erwiderte Saturninus: "Er hat vor fast zwei Monaten um Urlaub gebeten, weil er seinen kranken Pflegevater - das bist wohl du, werter Occius Exoratus - besuchen wollte. Ich hatte jetzt auch in Londinium zu tun und wollte ihn wieder mit nach Iscalis nehmen. Jetzt scheint es so, als sei er hier nicht eingetroffen"
Und dass Exoratus gar nicht krank gewesen ist, dachte Saturninus. Aber das sprach er nicht laut aus. Corvus hat also gelogen. Ich werde herausbekommen, weshalb. Doch besser ist es, den Besorgten zu mimen. Denn falls...falls diese Leute hier mit dem Jungen unter einer Decke stecken, muss ich sie in Sicherheit wiegen:
"Wisst ihr als seine Pflegeltern, ob Corvus vielleicht irgendwo eine kleine Liebschaft hat? Vielleicht wollte er es mir nur nicht sagen! Ich wäre ihm nicht böse, denn wir sind alle schließlich einmal jung gewesen", Saturninus lächelte harmlos, während er gedankenverloren ein paar Oliven aufpickte. Saturninus hasste jedoch Verrat, ganz gleich woher und welcher Art.
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