RE: [ Der Gutshof der Furier] Blumengarten und Fischteich
Nun da Saturninus mit Niamh alleine war, interessierte sie sich - für den Fischteich. Saturninus grinste; doch wenn er gute Laune hatte, betrachtete er Menschen mit Freundlichkeit. Er hatte gerade gute Laune. Die Gespensterfurcht war verflogen:
Ganz ungezwungen nahm er Niamhs Hand und führte sie näher zum steingefassten Ufer. Im grünlichen Wasser bewegten sich schuppenglänzende Leiber:
"Diese Piscikultur wurde künstlich angelegt", erklärte er: "Wir Römer essen gerne Süsswasserfisch. Aber nicht immer gibt es einen natürlichen See in der Nähe, und wenn ja, so nicht die richtige Sorte oder Raubfische machen uns die Beute streitig.Hier leben Weißfisch (Aland), Forelle (Salar), Äsche (Umbra), Barbe und Maifisch (Alausa). Sie haben alles, was sie brauchen. Feinde halten wir ihnen fern. Und so haben wir stets so viel Fisch zur Verfügung, wie wir wollen"
Während Saturninus sprach, kam ihm selbst der Gedanke, dass Rom genau auf diese praktische Weise mit seinen Unterworfenen verfuhr. Es schützte sie und benutzte sie gleichermaßen. Der Furius sah das nicht etwa negativ, sondern als einen Beweis für die geistige Überlegenheit des römischen Volkes. Die Götter hatte sie über andere Völker gesetzt, damit sie über sie herrschten. Den Fischen ging es dabei gut...
"Und den Fischen geht es gut in ihrem künstlichen See", wiederholte er seinen Gedanken und führte Niamhs Hand plötzlich an seine Lippen:
"Aber Fische haben kaltes Blut. Sie wissen nichts von der Liebe", er seufzte und ließ die Hand der jungen Frau nach einem flüchtigen Kuss wieder los.
" Seit ich dich in Ceridwens Haus getroffen habe, hast du mir gefallen, Nivis. Amors Pfeil hat mich getroffen. Petilius Rufus hast du als Mann ja zurückgewiesen. Mein hübscher Frowin hat dein Herz anscheinend auch nicht erobert. Ich frage mich, werte Nivis, ob du auch mich zurückweisen würdest und unnahbar mit diesen Fischen dort verwandt bist?"
Beim Statthalter war das Kind schon in den Brunnen gefallen. Da war nichts mehr zu retten. Also konzentrierte sich Saturninus auf den Gedanken, dass er selbst jünger und attraktiver als Petilius Rufus war. Ein bisschen sollte bei dieser Angelegenheit für ihn auch herausspringen: Wenn schon keine politische Belohnung, so wenigstens ein wenig Entspannung an einem schönen Sommernachmittag.
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